Er gilt als der Erfinder des Prêt-à-porter, er arbeitete mit Plastik und nannte seine Kollektionen auch schon «Star Trek». Neben André Courrèges und Paco Rabanne gilt er als Erfinder der futuristischen Mode der Sixties. Jetzt ist Pierre Cardin im Alter von 98 Jahren in der Nähe von Paris gestorben.
Seine Bewunderer sahen in Cardin den «grössten Visionär der Mode». Mehr als 800 Fabriken und Lizenzen hat er in über 70 Jahren erschaffen. Mit diesem Imperium ist es Pierre Cardin gelungen, seinen Namen wie kein anderer zu vermarkten. Er war ein Pionier im Entwerfen von hochwertiger Mode für die Massen.
Haute Couture im Warenhaus: Das war seine Idee für die erste Prêt-à-porter-Kollektion aus Paris. Der Designer war auch der erste seiner Branche, der seine Marke für unzählige Produkte wie Mineralwasser, Essbesteck, Plattenspieler, Bettwäsche, Armbanduhren und Autos hergab.
Mit einem Sinn für Marketing über Resonanz in den Medien hat er zum Beispiel die Beatles im unverkennbaren Cardin-Stil eingekleidet. Für die TV-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone» hat er die Kostüme für Emma Peel und John Steed geschaffen.
Eingestiegen in die werbewirksame Welt des Films ist er bereits 1946 mit den Kostümen für Jean Cocteaus Kinoklassiker «Die Schöne und das Biest».
Das Licht der Welt erblickt hat der Designer 1922 als Sohn eines französischen Weinhändlers in der italienischen Provinz Treviso. Mitte der 40er-Jahre ging er nach Paris und begann als Modezeichner im Haus Paquin. Kurze Zeit später wirkte er bei Christian Dior bei der Kreation des legendären «New Look» mit. 1950 gründete er sein eigenes Couture-Unternehmen.
Mit einem Blick früher als alle anderen auch nach der Sowjetunion und dem chinesischen Markt ist Pierre Cardin mit den Jahren zu einem der reichsten Männer Frankreichs geworden. Seine Gewinne hat er regelmässig wieder geschickt investiert. Ein altes Theater am unteren Ende der Champs-Elysées baute er zum «Espace Pierre Cardin» um. Das Kulturzentrum bietet Konferenzsäle, ein Luxusrestaurant, eine Kunstgalerie und den berühmten Vorführraum für seine Kollektionen.
Auch das Label Maxim's für Champagner und andere Delikatessen wusste er zum Erfolg zu bringen.
Er könne sich alles leisten, hat er einmal in einem Interview erklärt. Und so kaufte er 2001 auch das Schloss des Grafen und Schriftstellers Marquis de Sade im südfranzösischen Lacoste.
Neben diversen anderen legendären Villen gehörte zu Cardins Besitz auch ein eigenes Museum in Paris. Auf 1'000 Quadratmetern wird dort Mode aus seinem Schaffen gezeigt. Nicht nur für Design-Studierende eröffnet ein Gang durch dieses Universum auch heute noch einen Blick in die Avant-Garde: Mode als eine alltagstaugliche Form von Kunst.