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Montag
16.08.2010

Die Piazza Grande ist das Publikumsherzstück des Filmfestivals Locarno. Das Programm konnte fast wie jedes Jahr nicht gänzlich überzeugen. Zu den Höhepunkten zählte die Ehrung des Schweizer Altmeisters Alain Tanner. Abgesehen von der Leoparden-Zeremonie am Samstagabend, setzte der Schweizer Film «Sommervögel» einen schönen Schlusspunkt. Dokumentaraltmeister Paul Riniker, über Jahrzehnte der Dok-Doyen beim Schweizer Fernsehen, präsentierte mit «Sommervögel» seinen ersten Spielfilm. Das Drehbuch wurde nach einer Idee von Petra Haas mit Signe Astrup und Evita Vitja in Zusammenarbeit mit Riniker entwickelt.

Die Geschichte «Sommervögel», die auf einer wahren Begebenheit basiert, nimmt folgenden Lauf: Der Harley-Davidson-Fan und Knacki Res (Roeland Wiesnekker) jobbt auf einem Campingplatz an einem Berner See. Die scheinbar geistig behinderte 33-jährige Greta (Sabine Timoteo) verliebt sich in den unduldsamen, entwurzelten Typen. Das führt zwangsläufig zu Komplikationen, Irritationen und Eingriffen von Gretas Eltern.

Paul Riniker meistert die Gratwanderung um ein heikles Thema. Die wundersame, aber durchaus realistische Liebesgeschichte entwickelt sich emotional, ohne kitschig zu werden, weckt Mitgefühl, ohne in Mitleid zu verfallen, überzeugt schauspielerisch wie dramaturgisch. Rinikers berndeutsche «Sommervögel» werden flügge und sorgen für einen Feel-Good-Schlusspunkt in Locarno. Dass die bekannte Berlinerin Anna Thalbach sowie Rocker und das Berner Stadtoriginal Jimy Hofer mitwirken, sei lobend erwähnt.