Es ist die bisher blutigste Attacke auf den Journalismus weltweit: Am 23. November 2009 wurden auf den Philippinen 32 Medienschaffende kaltblütig ermordet. Jetzt sind drei der Drahtzieher des Massakers verurteilt worden, viele der weiteren Verdächtigten kamen frei.
Ein Gericht in der Stadt Quezon hat am Donnerstag die Brüder Anwar Ampatuan Sr, Andal Ampatuan Jr und Zaldy Ampatuan zu lebenslanger Haft verurteilt. Die drei gelten als Drahtzieher hinter dem Massaker. Weitere Angeklagte müssen für sechs bis 40 Jahre ins Gefängnis.
Mehr als 50 Angeklagte wurden wegen «Mangel an Beweisen» freigesprochen. Dutzende weitere Verdächtige wurden bisher gar nicht erst angeklagt.
Von einem «ersten Schritt auf dem langen Weg zur Gerechtigkeit» wertete Reporter ohne Grenzen (ROG) das Urteil: Die vielen Freisprüche seien besorgniserregend, die Justizbehörden müssten weiter ermitteln.
Insgesamt waren bei dem Massaker vor zehn Jahren 58 Menschen ermordet worden. Darunter befanden sich 32 Journalisten, die im November 2009 einen Konvoi mit Unterstützern des Politikers Esmael Mangudadatu begleiteten.
Die Wagenkolonne war auf dem Weg in ein Wahlbüro, um seine Kandidatur bei den Gouverneurswahlen der Provinz Maguindanao anzumelden. Mangudadatu wollte gegen Andal Ampatuan Jr antreten, den Sohn des damals regierenden Gouverneurs Andal Ampatuan Sr und Anführer des mächtigen Ampatuan-Clans. Die Journalisten wollten über die Kandidatur des Herausforderers Mangudadatu berichten.
Rund 100 Männer überfielen den Konvoi. Sie ermordeten die Mitreisenden zehn Kilometer von der Hauptstrasse entfernt. Die Leichen vergruben sie in einem Massengrab. Einige Zeugen sagten aus, dass Andal Ampatuan Jr, der politische Rival, das Todesschwadron angeführt habe.
Seit 2010 schleppt sich der Gerichtsprozess dahin. Mitglieder des Ampatuan-Clans haben immer wieder versucht, die Justiz zu gängeln und die Medien einzuschüchtern, die über den Prozess berichteten. Im August 2014 berichtete GMA News zum Beispiel, dass einige Staatsanwälte gezielt die Ermittlungen verzögerten und im Gegenzug Schmiergelder einkassierten.
Und sogar von höchster Instanz wurde das Journalisten-Massaker «abgesegnet». Wenige Wochen nach seiner Wahl im Mai 2016 rechtfertigte der neue Präsident Rodrigo Duterte die Ermordung von Medienschaffenden: «Nur weil du ein Journalist bist, bist du von Attentaten nicht ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist», sagte Duterte auf einer Pressekonferenz.
Seit seinem Amtsantritt im Juni 2016 sind laut der Dokumentation von Reporter ohne Grenzen mindestens 14 Journalistinnen und Journalisten auf den Philippinen ermordet worden. Bisher wurde niemand wegen dieser Morde verurteilt.