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Freitag
24.06.2011

Etwas gar hämisch hatte der «Tages-Anzeiger» am Donnerstag berichtet, dass sich die NZZ mit ihrer iPhone-App verspekuliert habe. «Die 3.30-Franken-Anwendung der `Neuen Zürcher Zeitung` für das Apple-Handy war ein Misserfolg und wird per sofort gratis angeboten», hiess es im Artikel. Der Klein Report fragte deshalb am Donnerstag bei Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien der NZZ-Mediengruppe, nach, ob sich die NZZ mit ihrem Gratis-App-Entscheid von der Geschäftsstrategie, Onlineinhalte (auch) verkaufen zu können, verabschiedet hat. «Der Content muss kostenpflichtig sein, nicht die App», erklärte Hogenkamp dem Klein Report. «Ein Spielentwickler kann problemlos für die App an sich Geld verlangen, nicht aber ein Medienunternehmen, das wiederkehrende Nachrichten anbietet», sagte er. Er sei zudem der Ansicht, dass auf jedem Gerät der gleiche Content gleich teuer sein sollte.

So sei die iPad-Version ebenso wie das ePaper, welche beide den Inhalt der Papierausgabe enthalten, jeweils 30 Prozent günstiger als die gedruckte NZZ. Eine «iPad-only-App», die NZZ-Inhalte nur auf einem Kanal ausliefert, plane der NZZ-Verlag nicht. Jene Kritiker, welche die iPad-Version, gelinde gesagt, für «textlastig» halten, kann Hogenkamp nur begrenzt verstehen. «Die Interessenten an unserer App sind in zwei `Lager` gespalten: Die eine Hälfte ist sehr zufrieden mit der App und gibt uns das auch auf verschiedenen Kanälen zu verstehen», erzählte er. Als Beispiel nannte er folgende Rückmeldung: «Die App macht genau, was sie soll, nämlich die Zeitung als Fliesstext anzeigen, nicht mehr und nicht weniger, kein unnötiger Schnickschnack.»

In der Tat gebe es allerdings eine weitere Fraktion von Leuten, die finden, der Funktionsumfang der App sei zu gering. «Wenn die App allerdings so schlimm wäre, wie das teilweise dargestellt wird, würde die NZZ nicht 6000 Mal pro Tag auf den Kanälen Web und iPad heruntergeladen. Hogenkamp versprach aber: «Es wird in nächster Zeit umfassende Neuerungen geben, auch auf dem iPad, allerdings zunächst im Browser und erst einige Zeit später als App. Wir sehen mit Interesse die Aktivitäten der `Financial Times` und ihrer neuen `Web App` mit HTML», erklärte er.

Peter Hogenkamp hält es aber für sinnvoll, gewisse Inhalte online weiterhin kostenlos anzubieten - egal, mit welchem Gerät man sie abrufe. «Für die NZZ kommt es nicht infrage, eine vollständige `Pay Wall` einzurichten. Die Reichweite unserer Internetseite ist heute zu gross, die Werbeeinnahmen seien beachtlich», so der Leiter Digitale Medien der NZZ-Mediengruppe gegenüber dem Klein Report.

Gestiegen ist im Übrigen auch die Reichweite der eingangs erwähnten NZZ-App, seit diese kostenlos erhältlich ist. «Die Downloadzahlen sind in den vergangenen Tagen dramatisch angestiegen», bestätigte Hogenkamp gegenüber dem Klein Report. Wie gross die Zahl der Downloads vor beziehungsweise nach dem Gratisentscheid war, wollte er indes nicht verraten. «Diese Zahlen machen wir nicht öffentlich. Wir waren aber mit den früheren Zahlen nicht zufrieden, deswegen haben wir die Umstellung vorgenommen», erklärte er.

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