Die Goldbach-Tochter Goldbach Germany war auch 2015 im operativen Werbegeschäft noch rot: Der Verlust beläuft sich auf 3,4 Millionen Franken. «Für 2016 erwarten wir jedoch eine Verdreifachung des Umsatzes und damit möglicherweise erstmals schwarzen Zahlen», verriet Goldbach Germany Geschäftsführer Peter Christmann den Medien am Dienstag.
Die Goldbach Group lud am Dienstagmorgen zum ausgiebigen Frühstück nach Küsnacht an ihren Hauptsitz. Mit Blick auf den Zürichsee präsentierte der Vermarkter die Geschäftsergebnisse 2015: So malerisch wie sich die Zürcher Goldküste auch bei Schneetreiben zeigte, ist das Ergebnis für die Goldbach Germany aber keineswegs.
Dass erst im vierten Quartal 2014 im deutschen Unterföhring gegründete Tochter-Unternehmen der Goldbach Group machte im Bereich des EBITDA im Segment Ad Sales einen Verlust von 3,4 Millionen Franken, der Umsatz lag bei 3,1 Millionen Franken. Diese Zahlen sind laut Peter Christmann unter anderem auf Investitionskosten in Höhe von 4,4 Millionen Franken zurückzuführen.
Seit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit setzt die Goldbach Germany auf eine Longtail-Vermarktung, das heisst den aggregierten Verkauf von kleineren und mittleren unabhängigen Sendern. Ende 2015 betrug das Senderportfolio 28 Sender, 2016 sollen 15 weitere folgen. Im momentanen Portfolio befinden sich Sender wie bibel.tv, Anima, joiz, sportdigital, Spiegel TV Wissen, Spiegel Geschichte, blizz und TecTime TV.
Die Sender werden zudem seit Dezember 2015 auf Basis einer eigenen Lizenz zusätzlich über Goldbach TV - ein senderübergreifendes Werbeblock-Aggregationsmodell - vermarktet. Durch die Weiterführung dieser Strategie will das Unternehmen 2016 den Umsatz verdreifachen und möglicherweise den break-even erreichen. So soll Goldbach Germany zu einem wichtigen Player im deutschen Markt werden, den Goldbach Group CEO Michi Frank als «wichtigsten Markt Europas» bezeichnet.
Das Geschäftsmodell mit der Aggregation von kleinen, unabhängigen Nischensendern ist gemäss Christmann vor allem deshalb reizvoll, weil ihre Vermarktung meist schlecht oder gar nicht organisiert ist. «Zudem erreichen sie durch ihre Kleinheit erst im Verbund eine kritische Masse im Markt und können so genug Aufmerksamkeit erregen, um sich erfolgreich vermarkten zu können», sagte er weiter.
«In diesen Sendern steckt riesiges Potential, das momentan nicht richtig ausgeschöpft wird», so der Werbezeit-Verkäufer. Zusätzlich geht er davon aus, dass sich die Migration im Kundenmarkt - die etablierten Sender wie ARD, ZDF, ProSieben, RTL und Vox haben in den letzen fünf Jahren rund zehn Prozent Seher-Marktanteile verloren - auch bald in den Werbemarktanteilen niederschlagen wird. Denn diese sind im selben Zeitraum beinahe gleich geblieben.
«Die etablierten Sender binden überproportional viel TV-Werbebudget. Das Ziel von Goldbach ist es, das Potential der kleinen Sender einfach und effizient zugänglich zu machen», erläutert Christmann. Bei der Gewinnung neuer Kunden stünden auch vermehrt türkische und russische Sender im Vordergrund, für deren Vermarktung «in Deutschland enorm viel Potential vorhanden ist». Diese Gruppe mache alleine circa acht Millionen Menschen aus.
Ein Problem für Goldbach Germany könnte aber der stabile Markt in Deutschland werden. «Der Markt ist sehr robust, die Sender wuchsen auch mit eigener Vermarktung ganz gut, weshalb man die Vermarktung nicht unbedingt in fremde Hände geben will», erklärt Christmann. Nun müsse man die Sender überzeugen, dass ihr Werbepotential aggregiert viel höhere sei und sie erst ab einer gewissen Grösse im Markt relevant werden.
Zudem hofft er, dass sich der Markt etwas abschwächen wird und die unabhängigen Sender ihre Vermarktung deshalb in fremde Hände legen. «Fakt ist aber, dass nur sehr schwierig eine Prognose über die Entwicklung des Marktes gestellt werden kann», so der Vermarkter. Neben den erwarteten Zugängen von weiteren kleinen Sendern im Portfolio, befindet sich Goldbach Germany im Moment auch in Verhandlungen mit grösseren Sendern. «Einige Projekte stehen kurz vor dem Abschluss, ich darf aber noch nicht verraten mit wem», erklärte Peter Christmann gegenüber dem Klein Report.