Die Stadt Zürich hat mit ihrer Stellungnahme zum Thema Lokalradios und Regionalfernsehen bereits zum zweiten Mal kein geschicktes Händchen bewiesen. Erst spielte sie ein dummes Geheimhaltungsspielchen um ihr Schreiben an das Bundesamt für Kommunikation (Bakom), und dann stellte sich heraus, dass sie eine falsche Version per E-Mail nach Biel geschickt hatte, wie der Branchendienst Persönlich am Donnerstag publik machte. «Es war nichts anderes als ein dummer Fehler», versicherte Stadtratssprecher Nat Bächtold am Donnerstag wiederholt gegenüber dem Klein Report. Das Schreiben sei vorbereitet und nach der Stadtratssitzung geändert worden, dann aber versehentlich in der alten Version weggegangen.
Betroffen davon ist Roger Schawinski, der sich während eines Tages riesig über lobende Worte aus dem Stadtrat freuen durfte, dann aber hart auf dem Boden der Realität landete. «Ich bin total verblüfft», sagte er gegenüber dem Klein Report und begann sogleich zu spekulieren: «Ich frage mich, wer da wohl interveniert hat.» Bereits das Vorliegen einer ersten - lobenden - Version lässt diesen Verdacht entstehen, auch wenn Nat Bächtold hoch und heilig versichert hat, es sei nicht interveniert worden. Trotzdem sieht sich Roger Schawinski nach wie vor auf dem ersten Platz der Bewerbungen.
Die beiden Versionen des stadträtlichen Briefes unterscheiden sich in der entscheidenden Passage ziemlich stark voneinander. Hier die Version eins: «Im UKW-Bereich sind im Versorgungsgebiet 23 (Region Zürich - Glarus) drei Konzessionen ausgeschrieben. Die fünf eingereichten Bewerbungen (Radio Zürisee AG, Radio 1, Music First Network AG, Radio 24, Radio Z AG - Energy) entsprechen auch hier den gesetzlichen Anforderungen. Allerdings sticht eine Bewerbung heraus: diejenige von Radio 1 (Roger Schawinski). Sie zeugt nicht nur vom persönlichen Engagement des Gesuchstellers, der mit eigenem Vermögen für die Finanzierbarkeit bürgt, sie legt auch Zeugnis ab von eindrücklicher Professionalität und Erfahrung sowohl im Inputbereich (u.a. Aus- und Weiterbildung des Personals) als auch im Outputbereich (Ausgestaltung des Programms). Radio 1 müsste nach Ansicht des Stadtrates in jedem Fall eine Konzession erhalten, weil der Sender als einziger in der Lage ist, etwas Bewegung in die mehr oder weniger festgefahrene Radiolandschaft zu bringen.»
Und das ist die zweite - gemäss gegenwärtigem Stand des Irrtums gültige Version: «Im UKW-Bereich sind im Versorgungsgebiet 23 (Region Zürich Glarus) drei Konzessionen ausgeschrieben. Die fünf eingereichten Bewerbungen (Radio Zürisee AG, Radio 1, Music First Network AG, Radio 24, Radio Z AG Energy) entsprechen auch hier den gesetzlichen Anforderungen. Eine Bewerbung fällt besonders auf, diejenige von Radio 1 (Roger Schawinski). Diese Bewerbung dürfte in der Lage sein, etwas Bewegung in die mehr oder weniger festgefahrene Radiolandschaft zu bringen.» - Siehe auch: Zürcher Stadtrat will Wettbewerb unter den elektronischen Medien und Geheimniskrämerei des Zürcher Stadtrats
Donnerstag
13.03.2008