Seit Tagen ist das politische Österreich in Aufruhr wegen den sogenannten «Chatprotokollen». Es geht dabei um Aussagen, die Thomas Schmid rund um verschiedene Affären machte, darunter auch zu den Ermittlungen rund um die ÖVP-Inseratenaffäre.
Der frühere Chef der österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) und Ex-Generalsekretär im Finanzministerium war ein enger Vertrauter von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Er spielte eine zentrale Rolle in zahlreichen Regierungsaffären. Am 19. Oktober legte er ein umfassendes Geständnis ab und hat sich dafür Kronzeugenstatus erhandelt.
Inzwischen wurde Thomas Schmid 15 Tage lang von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) einvernommen.
Dabei hatte die WKStA auch Einsicht in 300’000 Chats der vergangenen Jahre, die auf Schmids Festplatte abgespeichert sind. Diese nun wiederhergestellten Nachrichten von Thomas Schmid geben Einblick, wie ÖVP und FPÖ regiert haben. Sie halten die Republik seither in Atem.
Jetzt ist am Montag in Wien der nächste Paukenschlag erfolgt. Wie der «Standard» und andere Medien aktuell berichten, sei auch der Chefredaktor der «Presse», Rainer Nowak, durch die nun öffentlich gewordenen Chats ins Gerede gekommen. Nowak stellte am Montag seine Funktionen als Chefredaktor und Herausgeber der «Presse» vorerst ruhend. Aus eigener Entscheidung und bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse, wie die «Presse» auf ihrer Webseite berichtet.
Noch am Wochenende hatte sich Novak entschuldigt «für Tonalität und unangemessene Nähe» zu Schmid, die in den Chats zum Ausdruck kommen. Er hatte Ambitionen, mit einem ÖVP-Ticket ORF-General zu werden.
Dort haben am Montag die gleichen Chats ebenfalls ihre Wirkung gezeigt. Hier zieht sich auch ORF2-Chefredaktor Matthias Schrom zurück und geht vorerst in den Urlaub. Das sickerte aus der Redaktionssitzung am Montagmorgen durch, wie die «Krone» weiss.
Bei den beiden Chefredaktoren ging es bei den Chats «um Jobs und eigene Jobhoffnungen», um Tipps für Interventionen und Anfragen der eigenen Journalistinnen. «Die Chats zeigen einen amikalen Umgang zwischen Journalisten und Politikern und alles andere als Distanz einer kontrollierenden vierten Gewalt», kommentiert dazu der «Standard».