Das Parlament schiebt die geplante Schliessung von 52 SBB-Drittverkaufsstellen vorübergehend auf. Nach dem Nationalrat stimmte am Mittwoch auch der Ständerat für ein Serviceabbau-Moratorium bis ins Jahr 2020.
Etwa ein Viertel aller bedienten SBB-Drittverkaufsstellen wollen die SBB als Reaktion auf die Digitalisierung schliessen. Weil immer mehr Billette über elektronische Vertriebskanäle verkauft werden, haben die Verkaufsstellen in Migrolino- oder Avec-Shops nach Ansicht der SBB ausgedient.
Dieser radikale Abbau des bedienten Verkaufs per 1. Januar 2018 ging der Fernmeldekommission des Nationalrates (KVF-N) zu schnell: «Der Zeitpunkt ist absolut verfrüht, da die verkaufsfördernden und kundenfreundlichen Drittverkaufsstellen bereits Ende kommenden Jahres ihre Türe schliessen müssten», so der Motionstext.
Besonders Seniorinnen und Senioren seien auf die Billett-Verkaufsstellen angewiesen, argumentierte SP-Ständerat Claude Hêche am Mittwoch im Parlament und plädierte für das Abbau-Moratorium bis 2020.
Dagegen wehrte sich der Bundesrat: Bundespräsidentin Doris Leuthard sprach vor der Abstimmung im Ständerat von «Verhältnisblödsinn» und einem «Hinausschieben des Entscheids bezüglich dieser Drittverkaufsstellen». Während bereits 18 Millionen SBB-Billette über Internet oder Apps verkauft würden, liege der Anteil des Verkaufs am Schalter oder an einer Drittverkaufsstelle nur noch bei 0,8 Prozent.
«Ich glaube schon, dass auch viele Seniorinnen und Senioren – sonst wäre der Markt ganz anders – selbstverständlich heute auch via App oder via Internet ein Billett bestellen können», so Leuthard. Ausserdem sei für die Mehrheit der 52 Drittverkaufsstellen, um die es geht, «bereits eine Lösung gefunden worden».
Entgegen der Empfehlung des Bundesrates stimmte nach dem Nationalrat auch der Ständerat mit 28 zu 17 Stimmen für das Moratorium. Damit ist die Regierung beauftragt, die Schliessung der SBB-Stellen bis 2020 auszusetzen.