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Mittwoch
31.10.2018

Medien / Publizistik

publicitas

Das Konkursamt Aussersihl-Zürich hat einen weiteren Appell an verschiedene Grossverlage sowie an den Zürcher Medienkonzern Tamedia und Thalos gerichtet, die in den Strudel des Publicitas-Konkurses geraten sind. Grund sind nach wie vor divergierende Standpunkte, an wen die noch offenen Debitorenforderungen zu bezahlen sind.

Wie der Klein Report berichtete, steckt in der Konkursmasse noch mehr Geld als zunächst angenommen. Das Konkursamt schreibt in einem Informationsbrief an die P-Gläubiger, der dem Klein Report vorliegt, von «namhaften offenen Debitorenforderungen der Publicitas AG, welche jedoch grösstenteils an zwei Gläubiger (Thalos und Tamedia) abgetreten wurden».

Doch nicht nur die beiden Zessionare, die sich grosse Teile der Forderungen haben abtreten lassen, sondern auch verschiedene Verlage und Medienunternehmen machten der Konkursverwaltung das Leben schwer, indem sie ohne Absprache ihre eigenen Rechnungen verschickten. Die Rechnungswirren verunsicherten nicht zuletzt auch die Schuldner der Publicitas.

Dieses Problem ist immer noch nicht gelöst, wie das Konkursamt im Schreiben an die Gläubiger berichtet: Im Verlaufe diverser Verhandlungen habe die Konkursverwaltung «mehrere Kompromisse mit dem Ziel offeriert, ein gemeinsames Inkasso möglich zu machen», heisst es dazu. Doch eine Einigung konnte «bislang nicht erzielt werden».

Die Uneinigkeit in Sachen Einkassierung geht Hand in Hand mit unterschiedlichen rechtlichen Auslegungen, wie mit den offenen Forderungen zu verfahren ist: «Verschiedene Verlage stellen sich auf den Standpunkt, die Publicitas AG habe Inserate und Anzeigen nur auf fremde Rechnung verkauft mit der rechtlichen Folge, dass die Debitorenforderungen auf diese Verlage übergegangen seien. Dies entspricht mit Ausnahme von Einzelfällen aber unserer Meinung nach nicht der gelebten Praxis und den vertraglichen Vereinbarungen», analysiert das Konkursamt die komplexe Situation.

Das unkoordinierte Inkasso ist aus Sicht der Konkursverwaltung gerade deshalb ärgerlich, weil immer noch so viele Forderungen brachliegen. Nach aktuellem Stand wurden insbesondere der Firma Thalos mehr Sicherheiten vertraglich zugesichert, als das für die Tilgung ihrer Forderungen eigentlich nötig wäre. Alleine diese «derzeit noch zedierten Vermögenswerte» würden zu einem «bedeutenden Vermögenszufluss» zugunsten der Konkursmasse führen.

Damit könnten voraussichtlich alle privilegierten Forderungen - also allen voran die Lohnforderungen der ehemaligen P-Mitarbeiter - gedeckt werden. Die Konkursmasse könnte auch reichen, um an alle weiteren Gläubiger in der dritten Klasse noch eine Dividende auszuzahlen, rechnet das zuständige Amt.

Derweil stehen die unterschiedlichen Standpunkte der Verlage einem geordneten Vorgehen nach wie vor im Weg. Auch die Frage, wie viel Geld sich die beiden Zessionare Tamedia und Thalos bereits aus dem Konkurs gesichert haben, wurde «noch nicht abschliessend geklärt». Allfällige rechtliche Schritte gegen die Zessionen - nach Recherchen des Klein Reports käme hier eine paulianische Anfechtung in Frage - stehen weiterhin im Raum.

«Die Konkursverwaltung steht für weitere Gespräche offen und sieht sich zuversichtlich, dass zumindest mit einem Teil der beteiligten Parteien eine Lösung für ein gemeinsames Vorgehen gefunden werden kann. Dadurch soll eine rasche Rückführung substantieller Vermögenswerte in die Masse zu Gunsten aller Gläubiger bewirkt werden», so der Appell an die Beteiligten, die aufgrund des Publicitas-Konkurses doch eigentlich alle im gleichen Boot sitzen.