Nach der harschen Kritik am neuen Apple-Betriebssystem iOS 9 bezieht Oliver von Wersch, stellvertretender Vorsitzender beim Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), Stellung. Er sieht die Gefahr, dass die Beziehung vom Nutzer zur Werbung durch Adblocker-Systeme gestört wird, wie er im Interview mit dem Klein Report erklärt.
Der OVK hat das Content-Blocking-System von iOS 9 zuletzt in die Mangel genommen. Was weiss man zum jetzigen Zeitpunkt über die Funktionsweise?
Oliver von Wersch: «Einzelheiten sind auch uns nicht bekannt. Es zeichnet sich ab, dass die Nutzer des neuen iOS 9 selbst definieren können, welche Elemente ausgeblendet werden. Dafür wird ein Plug-in für den Safari Browser installiert und aktiviert werden müssen.»
Gibt es eine Möglichkeit für die Website-Betreiber, Inhalte speziell für iOS 9 nicht zur Verfügung zu stellen, falls Werbung blockiert wird?
Von Wersch: «Grundsätzlich wird es - wie auch im Desktop-Bereich - die technische Möglichkeit geben, eine Adblocker-Nutzung zu identifizieren und auf Grundlage dessen die Ausspielung von Inhalten zu unterbinden. Eine Möglichkeit könnte zum Beispiel sein, Usern mit aktiviertem Adblocker keinen Content anzuzeigen oder ihn zur Bezahlung der Inhalte aufzufordern.»
Was wäre das Problem einer solchen Lösung? Könnte dadurch den Adblockern nicht der Wind aus den Segeln genommen werden?
Von Wersch: «Unser Ansatz muss sein, Nutzer für das Finanzierungsmodell von Inhalten und Services im Internet zu sensibilisieren. Der Konsens, für die Nutzung von Inhalten und Services im Internet entweder zu bezahlen oder alternativ Werbung zu akzeptieren, wird durch die Nutzung von Adblockern aufgekündigt.»
Werbung, kostenpflichtige Modelle oder Mischformen: Wo sehen Sie die Zukunft für Online-Betreiber?
Von Wersch: «Ich bin davon überzeugt, dass massentaugliche Inhalte und Services im Internet auch in Zukunft primär durch Werbung finanziert werden. Es gibt zwar bereits Mischformen, aber eine rein kostenpflichtige Variante halte ich in der breiten Masse für undenkbar. Das ist bei Inhalten für spezielle Zielgruppen etwas völlig Anderes. Werbung wird immer einer der wichtigsten Grundpfeiler der Finanzierung von Internetangeboten sein und damit jedem Nutzer Zugang zu kostenfreien Inhalten ermöglichen.»