Content:

Montag
06.06.2016

TV / Radio

Fischer in der Krimireihe Pfarrer Braun

Fischer in der Krimireihe Pfarrer Braun

Sechs Jahre lang fochten der bekannte deutsche Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer («Pfarrer Braun», «Der Bulle von Tölz») und die «Bild» einen zähen juristischen Kampf aus. Jetzt ist er vorbei, wie deutsche Medien schreiben.

Die 25. Strafkammer am Landgericht München I stellt das Verfahren gegen einen 35-jährigen Redaktor des Boulevardblatts ein. Wolf-Ulrich S. stand wegen des Vorwurfs der «Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen» vor Gericht, weil er für seine Zeitung ein Video beschafft hatte, das Ottfried Fischer beim Stelldichein mit zwei Prostituierten zeigt.

Die Damen hatten den Film in Fischers Münchner Wohnung heimlich angefertigt und mithilfe zweier zwielichtiger Typen aus dem Rotlichtmilieu versilbern wollen. «Bild» zeigte sich interessiert und zahlte 3500 Euro an die Lieferanten, die schliesslich vor Gericht landeten und verurteilt wurden. Als Fischer davon erfuhr, wer den peinlichen Streifen erworben hatte, sah er sich genötigt, dem Blatt ein nicht minder peinliches Interview über sein Privatleben zu geben. Fischer befürchtete, «Bild» würde den Film ausschlachten, falls er nicht kooperiere.

Die Staatsanwaltschaft in Form des hartnäckigen Oberstaatsanwalts Kai Gräber hatte S. deshalb auch wegen Nötigung angeklagt. Beim Ritt durch die Instanzen vom Amts- übers Land- und hinauf zum Oberlandesgericht erreichte der «Bild»-Mitarbeiter in diesem Punkt aber einen klaren Freispruch.

In den zurückliegenden Prozessen bekriegten sich der Staatsanwalt und Fischers Anwälte auf der einen Seite aufs Heftigste mit den Verteidigern von Wolf-Ulrich S. auf der anderen. Der Unterhaltungsredaktor wurde zudem von Mitarbeitern des Axel-Springer-Verlags unterstützt.

Auch die heutige Chefredaktorin der «Bild», Tanit Koch, gehörte zur Gruppe jener, die den Oberstaatsanwalt am Rande der Verhandlungen mit einem Bündel bohrender Fragen aus dem Konzept bringen wollten. «Bild» sah sich in nichts Geringerem als im Kampf für die Pressefreiheit.

Nach wie vor zürnt Claas-Hendrik Soehring, Leiter Medienrecht bei Springer, über die Ankläger: «Die Staatsanwaltschaft München hat über sechs Jahre hinweg auf absurde Weise versucht, einen Journalisten zu kriminalisieren, der nichts anderes getan hat, als gründlich zu recherchieren. Von den Vorwürfen aus 2010 ist nichts übrig geblieben», so Soehring in einer Stellungnahme.

«Bild» bleibe der Auffassung, dass es für Journalisten weiterhin möglich sein müsse, Material zu sichten, ohne sich einer Strafverfolgung auszusetzen.