Der Schweizer Marcel Koller bleibt Trainer der österreichischen Nationalmannschaft - selbst wenn er von der Tageszeitung «Österreich» nach Gerüchten um seinen Wechsel in die Schweiz bereits als «Verräter» betitelt wurde. Die Fussballer aus seinem Team wollen sich solche Berichterstattung nun aber nicht mehr gefallen lassen. Sie haben sich mit einem offenen Brief an die Zeitung gewandt, unterschrieben von sämtlichen Spielern.
«Es ist uns klar, dass wir mit diesem Schreiben ein Tabu brechen - nämlich jenes, ein Medium massiv zu kritisieren», heisst es in diesem Brief. «Das tut niemand unüberlegt, weil in Folge naturgemäss mit verschärft unfairer `Berichterstattung` zu rechnen ist.» Nun sei das Mass allerdings voll.
Die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in der Tageszeitung «Österreich», die häufig als «Exklusiv-Interviews» bezeichneten Berichte, für die niemand jemals interviewt worden sei, und die reisserischen Texte, die nicht selten in Beleidigungen gipfeln würden (etwa bezüglich Teamtrainer Marcel Koller, den man als «Packerl an die Schweizer schicken soll»), wollen die Spieler nicht mehr unkommentiert hinnehmen.
Die Fussballer fragen sich, ob sich Journalisten wirklich alles erlauben können und ob sie sich alles gefallen lassen müssen - und geben eine eindeutige Antwort: «Wir meinen: NEIN!» Als Vertreter eines Sports, in dem Fairplay, Respekt, Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Wertschätzung und Teamgeist wesentliche Kriterien seien, würden sich die Spieler verantwortlich fühlen, «wenigstens unsere Stimme zu erheben und uns vehement für Wahrheit, Wahrung der Würde und Fairness in Medienberichten auszusprechen».
Es sei ihnen klar, dass sie mit dem offenen Brief die Blattlinie der Tageszeitung «Österreich» nicht ändern würden. Sie hoffen aber, damit bei den Medienkonsumentinnen und -konsumenten ein kritisches Hinterfragen anzuregen.