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Freitag
21.03.2003

Heerscharen von Geschäftsleuten zittern derzeit der Oscar-Verleihung am Sonntagabend entgegen: Die 75. Oscar-Nacht in Los Angeles könnte möglicherweise abgesagt werden. Das würde enorme finanzielle Einbussen mit sich bringen. Dazu ein Beispiel: Ein einziger 30-Sekunden-Spot in der Oscar-Nacht kostet umgerechnet 2 Mio. Franken. Experten schätzen die Gesamt-Werbeeinnahmen des Abends auf 100 bis 120 Mio. Franken. Für die Stadt Los Angeles macht die Oscar-Zeremonie nach Einschätzung des Wirtschaftsexperten Jack Kyser 160 Mio. Franken aus. Grund für eine Absage könnte das «Desinteresse» von Teilnehmern und Zuschauern an einer Glamour-Veranstaltung während des Irak-Krieges sein. Nach Aki Kaurismäki und Will Smith haben am Freitag auch drei Darsteller des chinesischen Films «Hero» abgesagt.

Dann aber befürchten die «Oscar-Macher» auch, dass die Jubiläumsausgabe zur Plattform für unüberhörbare Proteste von Prominenten gegen den «Bush-Krieg» wird. Mehr als eine Milliarde Zuschauer in aller Welt sind eine grosse Versuchung für die Kriegsgegner unter den teilnehmenden Stars. Wenn die Dramatik des Kriegs keine andere Wahl lasse, könne eine Verschiebung der Verleihung noch ganz kurz vor dem Beginn der Oscar-Gala fallen, erklärte Chefproduzent Gil Cates.

Noch gibt es keine inhaltlichen Redebeschränkungen für die Oscar-Gewinner: «In den 45 Sekunden, die ihnen gehören, können sie im Rahmen des guten Geschmacks sagen, was sie wollen», gestand Cates den Siegern zu. Von jenen Stars hingegen, die in der Gala-Nacht die Gewinner-Umschläge öffnen, werde Zurückhaltung erwartet.

Ferner wurde den Prominenten empfohlen, die glitzernden Festroben im Schrank zu lassen. Designer werden von Stars mit Anrufen bombardiert - die meisten wollen auf Schwarz umstellen, manche auch hochgeschlossen erscheinen. Bereits abgesagt wurde das stundenlange Ankunfts-Defilee der Prominenten auf dem roten Teppich. Arbeiter bauten die Zuschauer- und Pressetribünen vor dem Kodak-Theater wieder ab und rollten den Teppich ein.