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Dienstag
08.12.2020

Digital

Die Rapperin Cardi B nutzt OnlyFans für einen exklusiven Kontakt zu ihrem Publikum...

Die Rapperin Cardi B nutzt OnlyFans für einen exklusiven Kontakt zu ihrem Publikum...

Alle Welt redet von Facebook, Instagram und Tiktok. Ihre Erfinder sind mit diesen Netzwerken sagenhaft reich geworden.

Unzählige Kellerkinder hegen deshalb ähnliche Träume mit ihren Start-ups. Aber ähnlich hat eben kaum irgendwo Chancen. Anders hingegen schon. Erst seit 2016 gibt es das Soziale Netzwerk OnlyFans.

Jetzt hat der Wirtschaftsdienst Bloomberg dem OnlyFans-Gründer Tim Stokely entlocken können, dass dessen Plattform noch in diesem Jahr die Umsatzgrenze von zwei Milliarden Dollar überschreiten wird.

Mehr als 85 Millionen Nutzer zählt OnlyFans aktuell. Und täglich sollen 500‘000 neue dazu kommen.

«Sex sells» hiess beim Start das Erfolgsrezept. Aber dieses Konzept wird inzwischen immer mehr verwässert.

Die Grundidee: Jede und jeder kann auf OnlyFans Inhalte hochladen. Anders als bei Facebook und Co. darf der Inputter dafür aber Geld verlangen. Abonnenten können sich dann für relativ wenig Geld exklusive Inhalte wie Fotos und Videos von ihren Influencern anschauen. Damit werden sie die privilegierten «Fans», woraus das Netzwerk seinen Namen ableitet.

Klar, dass das Konzept damit vor allem für den kleinen Nebenverdienst der Hausfrau von nebenan herhalten musste. Erotische Fotos und Videos, die bei Facebook und Co. draussen bleiben mussten, konnten hier ein Sternchen über Nacht zum reichen und selbstbestimmten Porno-Star machen. Eine der wenigen Geschäftsideen, die sogar von der Pandemie profitieren konnten.

Aber – und das ist doch die schöne Vorweihnachtsgeschichte – OnlyFans kommt bereits nach vier Jahren aus seiner Pubertät. Mit der rasant wachsenden Bekanntheit der Plattform sind nämlich immer mehr Prominente auch jenseits der Sex- und Pornobranche auf OnlyFans aufmerksam geworden.

Die Rapperin Cardi B zum Beispiel nutzte im Sommer OnlyFans, um dort Backstage-Aufnahmen ihres Videodrehs zum Song «WAP» zu veröffentlichen. Auch die Sängerin Beyoncé rappte gemeinsam mit Megan Thee Stallion «only for fans» mit ihrem «Savage Remix» über das Netzwerk.

Und auf ähnliche Weise wird OnlyFans laut Bloomberg inzwischen von immer mehr Anbietern auch aus den Bereichen Kunst, Crowdfunding und sogar für Spendenaufrufe genutzt.

«OnlyFans revolutioniert die Beziehung zwischen Creatorn und Fans, indem diese exklusives Material nur für ihre Fans produzieren», meint Tim Stokely zu diesem Ansatz.

Wie viel Geld jemand von seinen «exklusiv» zuschauenden Fans verlangen will, kann jeder selbst bestimmen. Das Minimum ist 4.99 Dollar pro Monat. Im Schnitt sollen es 12 Dollar sein. 80 Prozent darf man behalten. Ein Fünftel geht an das Netzwerk.

Als nächstes will das Unternehmen, das seinen Sitz in London hat, nach Lateinamerika und Asien expandieren. Ausserdem plant Stokely Bloomberg zufolge, einen eigenen Streaming-Kanal anzubieten – etwa für kleine Serien oder Interviews mit den bekannten Gesichtern der Plattform.

Kritiker sehen in dieser neuen Seriosität allerdings auch eine Gefahr für das Wachstum des Netzwerks. Laut ihnen müssen sich Plattformen irgendwann zwischen Porno oder Massentauglichkeit entscheiden – beides gleichzeitig schade auf Dauer dem Geschäft. Beispiel Tumblr: Die Mikroblogging-Plattform war lange für ihre erotischen Inhalte bekannt – bis sie Ende 2018 jegliche anzüglichen Inhalte verboten hat.