Der Detailhandel in der Schweiz stagniert, nicht aber der Versandhandel. Privatpersonen hatten im letzten Jahr in der Schweiz für 5,7 Milliarden Franken Produkte bestellt. Der Onlineanteil bei den Bestellungen hat 80 Prozent erreicht. Die restlichen 20 Prozent kommen über herkömmliche Kanäle per Telefon oder über den Postweg, heisst es in der Studie Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV) zum Schweizer Online- und Versandhandel, die dessen Präsident Patrick Kessler am Mittwoch am Google-Medienfrühstück zum Thema «(R)Evolution im Schweizer Versandhandel» vorstellte.
«Die Prognosen waren falsch und wurden übertroffen», sagte Kessler. Laut Studie wuchs der Versandhandelsmarkt im letzten Jahr um 7,5 Prozent oder 400 Millionen Franken. Ein grosser Teil des Onlinehandels werde aber von wenigen Unternehmen kontrolliert. «Es gibt eine Konzentration auf wenige Grosse», so Kessler. Von den 8500 Online-Shops in der Schweiz zählt er nur 500 dazu. Die VSV-Studie weist denn auch den grössten zehn Unternehmen einen Anteil von 39 Prozent am Online- und Versandhandel mit Privatkunden in der Schweiz aus.
Patrick Warnking, der Country Director Google Schweiz, sieht im Versandhandelsmarkt vor allem bei den mobilen Geräten noch viel Luft nach oben. «Weniger als 30 Prozent haben eine App oder Landing-Page für Mobile», so Warnking. Zwar könne noch nicht viel Geld umgesetzt werden, aber die Bedeutung der mobilen Geräte nehme zu. Vor allem die Informationsbeschaffung und Orientierung erfolge über Mobile, und sogar die Modebranche schaffe - trotz der kleinen Bildschirme, die sich weniger für die Betrachtung von Mode eignen - einen Anteil von 17 Prozent. Warnking sieht auch Potenzial darin, dass Schweizer Unternehmen ihre Shops global lancieren. «Ausländische Händler profitieren mehr als die Schweizer», sagte er.
Die Schild AG will sich mit einer Multi-Channel-Strategie im Markt behaupten und mit Geschwindigkeit gegen ebendiese ausländischen Händler. Neben dem Ausbau der Onlineservices will das Modeunternehmen auch seine Filialkonzepte überdenken. So könnte in kleineren Geschäften das Sortiment über die Smartphones und Tablets virtuell erweitert werden. «Man kann viel mehr machen», sagte Thomas Herbert, der CEO der Schild AG, am Mittwochmorgen. Er stellte zusammen mit Christoph Keiser, Onlineshop Manager der Schild AG, unter anderem auch ihre Kundenkarte vor, mit der sie wie die Migros und Coop zu Kundendaten kommen.
Möglichkeiten für den Ausbau des Online- und Versandhandels sahen alle Referenten des Google-Medienfrühstücks. Prognosen über das Wachstum für das Jahr 2013 wagte aber niemand.