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Donnerstag
19.10.2017

Medien / Publizistik

Gründer Bumb: «Es gibt keinen Plan B.»

Gründer Bumb: «Es gibt keinen Plan B.»

Unabhängiger Journalismus frei von traditionellen politischen und wirtschaftlichen Einflüssen: Mit diesem ambitionierten Ziel will das Online-Magazin «Reporter» die luxemburgische Medienlandschaft aufmischen. Das Crowdfunding beginnt im November, starten soll das Magazin im Frühjahr 2018.

Dabei sei die politische Unabhängigkeit bereits ein Unterscheidungsmerkmal zu vielen etablierten Medien im Grossherzogtum, wie Gründer Christoph Bumb (33) gegenüber dem Klein Report erklärte. «Die Tradition der ´Parteipresse´ ist in Luxemburg längst nicht überwunden, ja erlebte in den vergangenen Monaten gar eine gewisse Renaissance», so Bumb.

Neben der Unabhängigkeit legen Bumb und Mitgründerin Laurence Bervard (30) - die zuletzt für das «Luxemburger Wort» und den zu «20 Minuten» gehörenden «L`Essentiel» schrieb - grossen Wert auf eine partizipative Struktur. «Wir glauben an einen Journalismus, der die Leser heute nicht nur als Leser, sondern als Menschen mit eigener Meinung und Expertise begreift, die unsere journalistische Arbeit bereichern kann», erläuterte Bumb die Ziele des digitalen Magazins weiter.

Drittes Hauptmerkmal seines Online-Blattes soll laut dem ehemaligen Politredaktor des «Luxemburger Wort» der Fokus auf investigative Recherchen darstellen, die sich nicht von der «heute vielerorts in den Medien üblichen Hyperaktualität des 24-Stunden-News-Rhythmus» treiben lassen wolle.

«Wir wollen uns jenen Themen widmen, die von den `Mainstream-Medien` nicht oder oft nur oberflächlich behandelt werden. Das gilt etwa für die kritische Beleuchtung des luxemburgischen Finanzplatzes oder die Folgen des hiesigen Wachstumsmodells», führte Bumb aus. Denn viele Medien in Luxemburg seien noch immer in den alten Denkmustern des mitunter «unkritischen Termin- und Verlautbarungsjournalismus» gefangen.

Angesprochen auf Vorbilder für den «Reporter» antwortete Bumb, dass er sich zusammen mit Laurence Bervard detailliert mit den Stärken und Schwächen ähnlicher Modelle im Ausland auseinandergesetzt habe. Als Inspiration hätten etwa der niederländische «De Correspondent», das französische «Mediapart» und die schweizerische «Republik» gedient.

«Letztlich lässt sich ein erfolgreiches Modell von unabhängigem Journalismus aber nicht einfach kopieren. Wir sympathisieren sicher mit den Machern von ähnlichen Medien im Ausland. `Reporter` bezieht sich aber auf die Nachfrage und die Besonderheiten des Medienmarktes in Luxemburg», so der Journalist weiter.

Doch was, wenn das Crowdfunding nicht klappt? «Es gibt keinen Plan B. Klassische Investoren ins Boot zu holen, wie andere Medien, ist für uns keine Option. Denn das würde letztlich bedeuten, dass man sich vom Ziel der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit und damit der Glaubwürdigkeit eines solchen Projekts entfernt», erklärte Bumb.

Sollte das Geldsammeln jedoch gelingen, soll im Laufe des ersten Jahres «ein Team mit fünf festangestellten Journalisten sowie freien Mitarbeitern in Luxemburg und im europäischen Ausland aufgebaut werden».