Ein Drama in Raten: Bereits Monate vor dem Konkurs der Cityguide AG deuteten verschiedene Signale auf einen Liquiditätsengpass. Weil Kunden des ehemaligen Online-Marketing-Dienstleisters davon nichts wussten, sind sie neben den Mitarbeitenden nun die Hauptleidtragenden des plötzlichen Konkurses. Denn viele von ihnen zahlten ihre Rechnungen 36 Monate im Voraus.
Dem Klein Report liegen Vertragsdokumente vor, die ungewöhnliche Rechnungsstellungen der Cityguide AG Zürich an ihre Kunden belegen. Besonders pikant daran: Bereits Monate vor der Konkursanzeige wurden Kunden aufgefordert, ihre Rechnungen im Voraus zu begleichen. So verrechnete Cityguide Beträge im vier- bis fünfstelligen Bereich für Dienstleistungen, die das Internetunternehmen noch gar nicht erbracht hat.
Auf die Frage des Klein Reports, ob Mitarbeitende, Kunden oder Investoren damit rechnen können, dass ihre Forderungen vollumfänglich beglichen werden, sagt Mediensprecher Walter Lutz: «Da die Abwicklung des Konkurses Sache des Konkursamtes ist, kann das Unternehmen dazu keine Stellung nehmen.»
Gemäss dem Konkursamt läuft der Schuldenaufruf seit dem 13. Januar 2017. Somit haben alle Personen, die noch Forderungen gegen die Cityguide AG haben, bis zum 13. Februar Zeit, diese beim Konkursamt anzugeben. Die Chance, dass sämtliche Forderungen mit der Konkursmasse gedeckt werden können, ist jedoch gering. Statistisch betrachtet kommt das Konkursamt in der Schweiz nämlich in über der Hälfte der Fälle zur Einschätzung, dass mit den pfändbaren Aktiven noch nicht einmal die Liquidationskosten von 5000 bis 10 000 Franken gedeckt werden können.
Gegenüber dem Klein Report versichert PR-Mann Walter Lutz, dass der Liquiditätsengpass für Cityguide erst «unmittelbar vor Konkursanzeige, Mitte November 2016» absehbar war. Und gemäss Recherchen des Klein Reports war auch die Geschäftsleitung davon überrascht worden, dass die Geldgeber den Hahn so kurzfristig zugedreht haben.
Der Klein Report hat allerdings Kenntnis von Mitarbeitenden, die das Unternehmen und somit das sinkende Schiff schon Monate vor der Konkursanzeige verlassen haben. Viele Kunden der Cityguide AG wechselten damals zu neuen Dienstleistern, teilweise sogar zu ehemaligen Mitarbeitern der Cityguide.
Besonders bitter: Nach dem Konkurs wurden Cityguide-Kunden teilweise ausgerechnet von ehemaligen Cityguide-Mitarbeitenden, die sich unterdessen neu orientiert haben, unter Druck gesetzt. Den Kunden wurde mit Nachdruck klar gemacht, dass sie einen neuen Online-Dienstleister brauchen werden.
Im Verwaltungsrat der Cityguide AG sind Werner Dubach, der 2008 sein Aktienpaket der Luzerner Brauerei Eichhof an Heineken verkauft hat, Anne Keller Dubach, Head Art & Cultural Engagement beim Rückversicherer Swiss Re, Kamalaruban Sittampalam, Monika Binkert und Sevdail Murtezi.