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Sonntag
13.09.2009

«Das Debakel um die Konkurs gegangene Gratiszeitung .ch geht weiter: Mindestens ein Aktionär und mehrere Schuldner prüfen eine strafrechtliche Haftbarkeit des Verwaltungsrates von .ch, wie eine Recherche des Magazins `Schweizer Journalist` zeigt.» Das waren die Einleitungssätze eines Textes, den die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) am Freitagnachmittag um 13.21 Uhr über ihren Ticker laufen liess. «Dem Aktionär gehe es dabei vor allem um das Geschäftsgebaren des Verwaltungsrates. Andere hätten gerne einfach ihr Geld, schreibt der `Schweizer Journalist`in seiner Ausgabe August/September 2009», so der SDA-Text.

Im fünften Absatz heisst es unter dem Zwischentitel «Nicht mehr viel zu holen»: «Einige Dutzend Schuldner haben ihre Forderungen gegen .ch angemeldet, darunter die Nachrichtenagenturen SDA und AP sowie der Medienfachverlag Oberauer. Auch mehrere Transportunternehmen und Direct Mail fordern Geld.»

Die SDA, die diesen Text an über 200 Redaktionen verteilt hat, ist also selber Partei und hat gemäss eigenen Angaben Forderungen gegenüber dem gescheiterten Zeitungsprojekt. Auch der in Salzburg ansässige Medienfachverlag Oberauer wird genannt. Aber mit keinem Wort wird erwähnt, dass Verleger Hans Oberauer Herausgeber des «Schweizer Journalisten» ist. Zudem war zum Zeitpunkt der publizierten SDA-Meldung am Freitag das Medienmagazin noch gar nicht auf dem Markt.

Den Investoren und der Geschäftsleitung werde vorgeworfen, «sie hätten ein langfristiges Engagement versprochen und sich nicht daran gehalten. Zudem sei die neu gegründete Gesellschaft Punkt ch nicht mit genügend Kapital ausgestattet worden». Und weiter: «Der Übergang von der Alt- in die Neugesellschaft erfolgte Ende 2008, der Eintrag von Punkt ch ins Handelsregister im Januar 2009. Bereits im Mai wurde die Gratiszeitung .ch `aus wirtschaftlichen Gründen` eingestellt. Betroffen waren 69 Mitarbeitende in Redaktion und Verlag. Ein Sozialplan war nicht vorgesehen», schreibt die SDA.

«Nach Informationen des Magazins `Schweizer Journalist` bleibt auch die Altgesellschaft Media Punkt AG nicht verschont: Bis vor wenigen Wochen seien Forderungen von mehr als 11 Millionen Franken eingegangen», heisst es weiter. Spätestens mit der Einstellung von .ch im Mai seien viele Ansprüche erloschen, da das Gratisblatt für diesen Fall spezielle Auflösungsklauseln eingebaut hatte, schreibe das Fachmagazin.

Dann wird eine angeblich «bisher geheime Investorenliste» mit 16 Namen erwähnt: unter anderen der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck, der österreichische Verleger Eugen Russ und die Verlegerfamilie Moser, die Schweizer Unternehmer Andreas Rihs und Peter Spuhler sowie Sanierer Hans Ziegler. Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich, und der gescheiterte .ch-Initiant Sacha Wigdorovits folgen.

Am Schluss der SDA-Meldung heist es: «In kurzen Stellungsnahmen betonen die Grossinvestoren im ´Schweizer Journalist´, sie seien den Verpflichtungen gegenüber der alten und der neuen Gesellschaft nachgekommen.»

Was bisher geschah bei. ch - am 23. Juni 2009: «.ch»-Personal wartet auf die Juni-Löhne am 21. Juni 2009: Klagen nach dem Ende der Gratiszeitung «.ch» sowie am 17. Juni 2009: Gratiszeitung «.ch» deponiert ihre Bilanz