Die NZZ vertraut einen Teil ihrer IT-Entwicklung dem dänischen IT-Outsourcing-Unternehmen Ciklum an. Die Firma ist auf Nearshore-Softwareentwicklung in der Ukraine spezialisiert. Ciklum soll die Entwicklungsarbeit der NZZ-Mediengruppe in Zürich ergänzen. Dabei stellt die Firma in der Ukraine ein Team zur Verfügung, welches ausschliesslich für die Mediengruppe zuständig ist.
Die NZZ-Mediengruppe wolle sich möglichst flexibel und agil aufstellen, «das Team aus Kiew hilft uns dabei, die Flexibilität zu erhöhen und günstig(er) zu entwickeln, als wenn wir alles in der Schweiz machen würden», sagte Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien der NZZ-Gruppe, am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Er stellte aber klar: «Es werden nicht alle Entwicklungen nach Kiew ausgelagert.» Die Schweizer Wirtschaft sei ohnehin generell so stark globalisiert, deshalb könne er keinen Skandal darin erkennen, wenn man einen gewissen Teil seines «Entwicklungsportfolios» ausser Landes gebe.
Der Frage, warum kein Schweizer Softwareentwickler engagiert worden sei, entgegnete Hogenkamp mit Fakten zum Schweizer IT-Team: Die NZZ-Mediengruppe habe hier ein inzwischen siebenköpfiges internes IT-Team, das 2012 aufgestockt werde. «Die Ergänzungen werden teilweise Projektleiter sein, aber hier sitzen auch weiterhin mindestens sechs interne Webentwickler», so Hogenkamp.
Der Löwenanteil der Entwicklung des neuen Content-Management-Systems der NZZ-Mediengruppe sei zudem von der Zürcher Agentur Liip AG ausgeführt worden. Die Mediengruppe würde mit diversen weiteren Agenturen zusammenarbeiten, zum Beispiel für die Neuentwicklung des Bereichs «MyNZZ» mit SAP-Anbindungen. «Die entsprechenden Agenturen sitzen teilweise in der Schweiz, teilweise in Deutschland», sagte er gegenüber dem Klein Report.
Die soeben angelaufene Entwicklung in Kiew «macht mit Abstand den finanziell kleinsten Teil des Aufwands aus», erklärte Hogenkamp im Zusammenhang mit der Frage nach den Kosten. Die NZZ-Mediengruppe habe in das neue Content-Management-System einen deutlich siebenstelligen Betrag investiert: «In Kiew geht es um einen Bruchteil dessen.»
«Wir werden auch weiterhin Schweizer Entwickler beschäftigen, bei uns und bei Agenturen - es schadet aber nicht, wenn man im Sinne einer Diversifikation beim Sourcing auch ein wenig Entwicklungsleistung zu günstigeren Preisen einkauft», sagte Peter Hogenkamp gegenüber dem Klein Report und ergänzte: «Wir befinden uns wie alle Medienhäuser in einem Zustand der Unsicherheit, was in Zukunft laufen wird und was nicht. Stichwort Paid Content etc. Da ist es aus meiner Sicht nicht dumm, wenn man nicht immer gleich Millionen ausgibt für Features, von denen man gar nicht genau weiss, wie gross die Nachfrage sein wird», so Hogenkamp.