Zürich schmollt. Das Ausscheiden im Rennen um die Organisation des Eurovision Song Contest 2025 trifft die selbsternannte «Downtown Switzerland» mitten ins Herz.
Und dass Ende August nun ausgerechnet der Lieblingsfeind aus Basel den Zuschlag erhalten könnte, verschärft die abweisende Haltung der SRG zur Höchststrafe.
Für den Klein Report würdigt Thomas Renggli aus zwinglianischer Optik Roger Schawinskis Text und freut sich schon jetzt auf das nächste Gastspiel des FCB im Letzigrund.
Der Retter in der Not ist schon da: Roger Schawinski, Radio-Pionier auf Lebzeiten und stolzer Sohn des «Kreis Cheib». Keiner hat die Patina der Zürcher Arbeiterklasse so verinnerlicht wie er, keiner schafft den Spagat zwischen ewigem Klassenkampf und rotem Teppich so elegant.
Und nun bricht «Schawi» in einem Gastkommentar in der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Donnerstag eine Lanze für Zürich – zumindest indirekt. Er tut es auf die subtile Art, indem er den Baslern den Spiegel vorhält. Und der ist momentan mindestens so klar wie ein Blick auf die Tabelle der Fussball-Super-League, wo der einst stolze FC Basel um den Anschluss ans Mittelfeld ringt.
Schawinski erinnert die Basler daran, dass selbst Roger Federer in den Grossraum Zürich flüchtete, und er zählt auf, wie stark der mediale Glanz Basels verblasst. Der Radio-24-Erfinder schreibt, wie es war (mit Betonung auf «war»): «In den 1960er- und 70er-Jahren kamen die ersten grossen Stars des Fernsehens aus Basel. Der legendäre Radiokorrespondent Heiner Gautschy (‚Hier spricht Heiner Gautschy aus New York‘) wurde zu einer prägenden TV-Figur. Später moderierte er mit ‚Link‘ die erste Talkshow der SRG. Heidi Abel war ein elektrisierendes TV-Talent, das in verschiedensten Unterhaltungsformaten brillierte. Der blendend aussehende Mäni Weber wiederum wurde mit seinen Quiz- und Medizinsendungen zu einem Promi, wie ihn das Land noch nicht gesehen hatte.»
Davon ist kaum etwas geblieben – und der Basler Dialekt am Leutschenbach zur Fremdsprache geworden. Dabei hätte es ganz anders laufen können, so Schawinski: «Das damals neue Medium Fernsehen sollte nämlich in Basel entstehen. Doch die Bevölkerung von Basel-Stadt lehnte am 2. März 1952 einen von der Regierung beschlossenen Unterstützungsbetrag für ein erstes TV-Projekt in der Höhe von 55 000 Franken ab – das war den Baslern schon zu viel.»
Trotzdem sei in Münchenstein auf privater Basis ein erster, zögerlicher Fernseh-Versuchsbetrieb lanciert worden. Doch bereits nach drei Monaten war Sendeschluss, und zwar aus Mangel an Geld und Publikumsinteresse. Und so fällt Schawinskis Quintessenz nicht ohne Schadenfreude aus: «Das Deutschschweizer Fernsehen der SRG kam nicht nach Basel, sondern ein Jahr später nach Zürich.»
Dabei ist es bis heute geblieben – was auch der Eurovision Song Contest 2025 nicht ändern kann. Der findet zwar vielleicht in Basel statt. Doch an der wichtigsten Tatsache ändert dies rein gar nichts. Die Show- und Medienhauptstadt heisst Zürich. Und das wird auf ewig so bleiben – auch weil ein gewisser Roger Schawinski dort noch immer hinter dem Radio-Mischpult steht.