Nachdem die NZZ im Oktober die Bezahlschranke eingeführt hat, folgt nun auch das «NZZ Folio». Zusammen mit dem Relaunch der Seite wurden ein grosser Teil der Artikel für nichtbezahlende Kunden gesperrt. So kann man nur noch als Abonnent die vollständige Ausgabe lesen und auf das Archiv seit 1991 zurückgreifen.
«Alles gratis ins Netz zu stellen, wie wir das früher taten, halten wir für nicht mehr zeitgemäss», sagte Daniel Weber, Chefredaktor des «NZZ Folio», am Montag gegenüber dem Klein Report. Im Gegensatz zur NZZ-Bezahlschranke, die auf den ersten Blick kaum sichtbar ist, weist «NZZ Folio» allerdings schon auf der Titelseite mit Schlosssymbolen auf die gesperrten Inhalte hin. «Wir wollten eine transparente Kennzeichnung der für Nicht-Abonnenten gesperrten Artikel», so Weber.
Das Modell der Metered Paywall sei für das Magazin aber nicht nur aus diesem Grund nicht infrage gekommen. «Eine Paywall wie sie bei der NZZ eingesetzt wird, wäre fürs Folio nicht sinnvoll: Eine Monatszeitschrift, die mit einem Kontingentsystem arbeiten würde, fände kaum bezahlende Kunden», so Weber. «Zumal wir ja immer wieder Hefte machen, die quasi aus einer langen Geschichte bestehen, wie diesen Monat das Heft `In der RS`, das aus einer fortlaufenden Geschichte, aufgeteilt in vier Kapitel, besteht.»
Ein reines Onlineabo ist trotz der Neuerung noch nicht geplant. «Vorderhand sehen wir `NZZ Folio` Print und Online als Gesamtpaket; der Abonnent bekommt online ein Zusatzangebot, zum Beispiel den Zugriff auf das vollständige Archiv», sagte Weber. «Aber dieser Entscheid ist nicht in Stein gemeisselt.»
Die Umstellung auf bezahlte Inhalte war nicht der einzige Grund für den Relaunch. Auch die überholte Technik wurde von Previon, das die Webseite zusammen mit der «Folio»-Redaktion entwickelte, erneuert. «Unsere alte Website war seit 2006 online und in vielem veraltet», so Chefredaktor Weber. «Wir konnten zum Beispiel keine Videos einbinden, keine Bildstrecken anlegen und überhaupt nur kleine Fotos einsetzen. Mit der neuen Website haben wir alles zur Verfügung, was derzeit technisch möglich ist.» Der Entscheid für den Relaunch sei in Absprache und Übereinstimmung mit der NZZ getroffen worden.