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Mittwoch
04.11.2015

Medien / Publizistik

Klein_Report_WDR-Umfrage

Laut einer Umfrage des Radiosenders WDR 5 sind die Bürger in Deutschland mit der Berichterstattung in den Medien zufrieden. Fast 90 Prozent bewerteten das Infoangebot in Zeitungen, Zeitschriften, Radio, TV und Web als «gut» oder «sehr gut».

Beim Kriterium Glaubwürdigkeit wird der Boden allerdings schon bedeutend dünner: Mit 52 Prozent hält nur eine knappe Mehrheit die Berichterstattung in den deutschen Medien übers Ganze gesehen für glaubwürdig, vier von zehn Personen halten sie ausdrücklich für «nicht glaubwürdig».

Mit dem Tenor der Pegida-Demonstranten sind diese skeptischen Stimmen jedoch nicht gleichzusetzen: Nur 20 Prozent gaben in der laut WDR repräsentativen Umfrage an, dass es in Deutschland eine «Lügenpresse» gebe, 72 Prozent teilten den Vorwurf nicht. Der zum Unwort des Jahres 2014 gekürte Begriff ist von der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung geprägt worden.

Je nach Medium ist es um die Glaubwürdigkeit sehr unterschiedlich bestellt. Beim Rundfunk halten die Befragten zu 77 Prozent (Radio) respektive 71 Prozent (TV) die öffentlich-rechtlichen Stationen für glaubwürdig. Gleichzeitig meinen jedoch 49 Prozent, das öffentliche TV werde staatlich manipuliert. 

Bei den privaten Radios sind es immerhin noch 45 Prozent Glaubwürdigkeit, das private Fernsehen dagegen schneidet mit 31 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt ab. Genau so wenige halten das Internet für ein glaubwürdiges Medium.

Das Renommee der Tageszeitungen scheint mit 68 Glaubwürdigkeitspunkten ungebrochen zu sein, während die Boulevardpresse in der Umfrage tief unten durch musste: Nur 6 Prozent der 750 Befragten hielten die bunten Blätter für glaubwürdig.

«Immer dann, wenn man nach 'den' Medien fragt, gibt es bei einem relevanten Teil der Bevölkerung eine Neigung zu einem medienkritischen Pauschalurteil. Das kann einen durchaus beunruhigen», kommentierte der Tübinger Medienwissenschaftler Bernard Pörsken, der die Studie geleitet hatte, gegenüber dem WDR die Ergebnisse.

«Wenn man hingegen präziser fragt, beispielsweise nach dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder nach der Boulevardpresse, dann bekommt man auch ein differenziertes Urteil. Das ist eine Nachricht, die Hoffnung machen kann», meinte Pörsken.