Die Führung des Kreml-kritischen Privatsenders NTW hat ihren Kampf um Unabhängigkeit gegen den mächtigen russischen Konzern Gasprom verloren. Der vom Staat kontrollierte Energiekonzern übernahm am Samstag im Handstreich das Sendezentrum des landesweit ausgestrahlten Moskauer Fernsehkanals. Der Duma-Abgeordnete und Menschenrechtler Sergej Kowaljow sagte zur Lage: «Der KBG ist wieder an der Macht und lässt nun auch die unabhängigen Medien in Reih und Glied antreten.» Wenige Stunden nach der Übernahme wechselte der ehemalige NTW-Generaldirektor Jewgeni Kisseljow zum privaten Sender TB-6 des Medienunternehmers Boris Beresowski. Kisseljow fühlt sich nach eigenen Angaben in der Lage, einen neuen NTW-Sender aufzubauen. Von den insgesamt 400 NTW-Redaktoren hätten etwa 100 gekündigt, teilte die frühere Moderatorin Marianna Maximowskaja mit. Der US-Medienunternehmer Ted Turner hatte vor einem Bruch in der Redaktion gewarnt, der eine von ihm angekündigte «Rettung der Unabhängigkeit von NTW» durch Millionen-Investitionen sinnlos mache.
Montag
16.04.2001