Der russische Industriekonzern Gasprom hat seine Kontrolle über das frühere Medienimperium Media-Most weiter ausgebaut: Der halbstaatliche Konzern kaufte die Aktien des ins Ausland geflüchteten Ex-Medienzars Wladimir Gussinski. Laut Presseberichten hielt Gussinski zuletzt noch 14,5% der Aktien am regierungskritischen Radiosender Moskauer Echo, 48% am landesweiten Satellitensender NTV, 25% an einem Verlagshaus sowie 48,3 Prozent am renommierten Fernsehsender TNT. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Wert des russischen Fernsehsenders wird auf 500 Mio. bis eine Mrd. Dollar geschätzt.
Gasprom versicherte, seine Beteiligungen bis Ende des Jahres weiter zu verkaufen. Der Kauf der restlichen Anteile von Gusinsky habe lediglich das Ziel, «bessere Voraussetzungen für künftige Verhandlungen mit potenziellen Käufern» zu schaffen, so Gasprom-CEO Alexei Miller im «Wall Street Journal». Kritiker halten den Weiterverkauf für unwahrscheinlich. Tatsächlich hat Gasprom bereits nach der Übernahme der Kontrolle bei NTV im April 2001 ähnliche Statements abgegeben. Trotz des Interesses des US-Medienunternehmers Ted Turner ist es aber bisher nicht zum Verkauf gekommen.
Die Übernahme von Media-MOST durch Gasprom hatte in Russland Sorgen um die Pressefreiheit geweckt. Direkt nach der Transaktion im Mai hatte der bis dahin regierungskritische Fernsehsender NTV seine Berichterstattung in der Schärfe deutlich zurückgefahren. Nur der Radiosender Moskauer Echo hatte seine kritische Haltung bislang noch bewahrt. Echo-Direktor Juri Fedutinow erklärte am Mittwoch, die Redaktion sei über die jüngste Aktien-Transaktion nicht informiert worden, obwohl die Mitarbeiter als Anteilseigner ein Vorkaufsrecht und einen Informationsanspruch hätten.
Mittwoch
10.07.2002