Erst seit Anfang März ist Norbert Himmler neuer Intendant des ZDF. Der Nachfolger von Thomas Bellut wurde dabei schon in den ersten Tagen vor heikle Entscheidungen gestellt.
In verschiedenen Interviews in deutschen Medien wurde der Intendant, der das ZDF in die digitale Zukunft führen soll, zu seinen Strategien ausgefragt.
Konkret musste Norbert Himmler den vorübergehenden Verzicht seines Senders auf eine direkte Berichterstattung aus Moskau im Ukraine-Krieg verteidigen.
Das ZDF hatte wie die ARD und andere nationale und internationale Medien die Berichterstattung aus Russland nach dem Erlass scharfer Pressezensurgesetze in Russland eingestellt. Inzwischen wird aber die Berichterstattung wieder aufgenommen.
Live-Sendungen direkt vom Ort des Kriegsgeschehens in der Ukraine hält Himmler aber nicht für die beste Wahl, wie er der Deutschen Presse-Agentur erklärte: «Analysen und Einordnungen macht man besser mit kühlem Kopf aus Mainz oder Berlin.»
Es habe schon gute Gründe, dass es Nachrichtensendungen und Magazine gebe, «die sich Zeit nehmen, um Ereignisse einzuordnen und für das Publikum aufzubereiten».
Zwar gibt es in Sozialen Medien Bilder und Videos, die ein Gefühl vermitteln, in Echtzeit am Kampfgeschehen dabei zu sein. Auf ein solches Nutzerverhalten will Himmler «lieber verantwortungsvoll sorgfältig als vermeintlich jugendlich» reagieren.
Schon in der Pandemie habe man erlebt, dass gerade die Jüngeren gute Information schätzten. «Es ist wichtig, dass Aufnahmen aus dem Netz, deren Herkunft unklar ist, eingeordnet werden. Dass wir es sagen, wenn nicht sicher ist, wie und zu welcher Zeit diese Bilder entstanden sind.»
Mit der ARD will Himmler «noch stärker zusammenarbeiten». Er sieht aber auch klare Unterschiede. «Das ZDF ist der nationale Sender mit europäischer Ausrichtung. Die ARD ist eine Arbeitsgemeinschaft von neun regionalen Landesrundfunkanstalten. Das unterscheidet uns.»
Auf der Basis gebe es zugleich bereits gute Zusammenarbeit, insbesondere im logistischen, technischen und verwaltungsorganisatorischen Bereich, was man weiter ausbauen wolle. «Publizistisch, redaktionell brauchen wir aber eigenständige, voneinander unabhängige Marken im TV und im Netz.»
Norbert Himmler kennt das ZDF seit 25 Jahren. Er startete 1997 in der Hauptredaktion Aktuelles des Hauses, zwischenzeitlich wechselte er in die Programmdirektion. Dort leitete der Politikwissenschaftler und Germanist unter anderem die Planungsredaktion des ZDF und die Hauptredaktion Spielfilm/ZDFneo.
Himmlers berufliche Laufbahn in Mainz ist auch mit dem Aufbau des Satirikers Jan Böhmermann in den ZDF-Sendern verwoben. Der neue Intendant sagte im DPA-Interview über den Entertainer: «Böhmermann hat mich viele graue Haare gekostet.» Er sei aber froh, ihn zu haben.