Vor Corona waren es noch 300'000 Besuchende. Beim Comeback in diesem Oktober konnte die Frankfurter Buchmesse erst 180’000 Interessierte anlocken, wie die Veranstalter zum Abschluss ihrer Show am Sonntag mitteilen.
Dabei machte das Fachpublikum mit 93’000 etwas mehr als die Hälfte aus.
Nach zwei Jahren mit pandemiebedingten Einschränkungen fand die 74. Frankfurter Buchmesse wieder ohne grössere Auflagen statt.
Nach der Pandemie war es diesmal aber die kriegerische Zeit, die in Frankfurt am meisten auf die Stimmung drückte. Aber: «Inmitten einer bedrückenden weltpolitischen Lage sendete diese Messe wichtige Signale. Das persönliche Gespräch ist in Zeiten aufgeheizter Debatten ein Gegenmittel zu Polarisierung», sagte Buchmesse-Direktor Juergen Boos am Sonntag.
Dazu passte, dass der ukrainische Autor Serhij Zhadan im Rahmen der Messe den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennehmen durfte. Dieser ist mit 25'000 Euro dotiert. In einer sehr emotionalen Zeremonie hat sich der Autor bedankt. Die Vergabe des Preises war nicht unbestritten. Zhadan wurde vorgeworfen, dass der Träger des Friedenspreises nichts gegen die Waffengewalt in seiner Heimat sage. Der Autor kritisierte in seinem Konter diejenigen, die die Ukraine zur Kapitulation auffordern. «Die Zivilbevölkerung in Butscha, Hostomel und Irpen hatte überhaupt keine Waffen. Was die Menschen nicht vor einem furchtbaren Tod bewahrt hat.» Der neue Friedensbotschafter fragte deshalb: «Wo sollte für Sie die Grenze zwischen einem Ja zum Frieden und einem Nein zum Widerstand verlaufen?»
Am Donnerstag hatte es eine Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gegeben. Seine Frau, Olena Selenska, ist am Samstag persönlich nach Frankfurt gereist. Zusammen mit der deutschen First Lady Elke Büdenbender hat sie die Schirmherrschaft für ein Buchprojekt für aus der Ukraine geflüchtete Kinder übernommen.
Insgesamt präsentierten 4’000 Aussteller aus 95 Ländern ihre Neuerscheinungen. In zahlreichen Debatten, Vorträgen und Lesungen ging es um Themen wie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, die Lage im Iran und in Afghanistan sowie um Diversität.
In einem Interview mit der «Solothurner Zeitung» hat sich auch Tanja Messerli, Geschäftsführerin des Schweizer Buchhandels- und Verlagsverbands, zu Frankfurt geäussert.
Nur knapp drei Prozent der in Deutschland verkauften Bücher kommen aus der Schweiz. «Lohnt sich der Aufwand, an die Frankfurter Buchmesse zu reisen?», wollte die Zeitung wissen. Dazu Tanja Messerli: «Für einige Verlage wie etwa Diogenes ist der deutsche Buchmarkt existenziell, weil er den Grossteil des Umsatzes ausmacht. Für andre ist es deutlich weniger oder sie bedienen weitere Sprachmärkte, aber ganz verzichtet kaum ein Verlag auf die Präsenz an dieser internationalen Buchmesse.»
Am Schweizer Gemeinschaftsstand auf der Buchmesse seien rund 70 Verlage aus der ganzen Schweiz vertreten gewesen, «was eine tolle Gelegenheit war, die Diversität des Schweizer Buchschaffens zu zeigen».