Hinter Bundesrat Joseph Deiss stellt sich die Aussenpolitische Kommission (APK) des Nationalrates in der Sache Borer. Dieser habe es an der nötigen Loyalität zu seinen Vorgesetzten fehlen lassen, sagte APK-Präsident Claude Frey am Montag vor den Medien. Der Botschafter sei zweimal verwarnt worden: «Der Zirkus Borer musste abgebrochen werden.» Der angebliche Damenbesuch in der Botschaft habe die APK nicht interessiert, meinte er. Ausschlaggebend für das Urteil der Kommission sei nicht die Aktion Borers, sondern seine Reaktion auf die Ringier-Story gewesen. Borer sei nicht in der Lage gewesen, die Krise zu meistern. Denn hätte Borer «no comment» gesagt, wäre die Geschichte anders ausgegangen, sagte Frey. In den kritischen Momenten sei Borer nicht erreichbar gewesen und habe sich dann nicht wie ein den Interessen der Schweiz verpflichteter Botschafter verhalten.
Ein Antrag der SVP, die Akkreditierung der Ringier-Journalisten für ein Jahr auszusetzen, wurde zurückgezogen. SVP-Mann Ulrich Schlüer habe ein durchsichtiges Manöver gegen Deiss im Hinblick auf die Bundesratswahl 2003 in Gang setzen wollen. Das vertrage sich nicht mit der Pressefreiheit, sagte Frey.
Montag
29.04.2002