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Montag
11.06.2012

Die SRG-Verantwortlichen um Raymond Loretan und Roger de Weck fühlen sich unglaublich sicher. Die komplette Verpolitisierung der SRG schreitet munter voran. Ein Kommentar des Klein Reports.

Am Mittwoch ist im Nationalrat eine Motion von Evi Allemann (SP) mit 106 zu 62 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen worden, die der SRG das Recht zur Erstausstrahlung von Live-Ereignissen im Internet zugestehen will. Bisher musste die SRG beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) jeweils eine Erlaubnis einholen. Gemäss Allemann müsse einer «neuen Medienrealität» Rechnung getragen werden. Bitte? Welcher neuen Medienrealität?, fragt sich der Klein Report. Meint die Politikerin jene, die seit 15 Jahren läuft und welche die SRG in Bedrängnis bringt, dass sie den Service public in grossen Teilen nicht mehr erfüllt, vor allem aber bei der jungen Zielgruppe, die sie nicht mehr erreicht, auch übers Internet nicht. Gehören die nicht zum Service public?

Am Donnerstag trafen sich dann die Verhandlungsgruppen der SRG und des Verbandes Schweizer Medien bei der SRG in Bern. Für die SRG waren dies: Raymond Loretan, Roger de Weck, Ruedi Matter, Martin Schneider, Iso Rechsteiner, Gilles Marchand und Walter Bachmann. Die Verlegerseite, die zum heutigen Zeitpunkt nicht einmal die reale Onlinewelt abbildet - bei der SRG schon gar nicht -, war vertreten durch: Pietro Supino, Hanspeter Lebrument, Daniel Hammer, Valérie Boagno und Urs F. Meyer.

Soweit bekannt ist, will Medienministerin Doris Leuthard die Onlinevermarktung für die öffentlich-rechtliche SRG zulassen. Obwohl die SRG programmtechnisch voller Baustellen ist und nach der Umstellung auf geräteunabhängige Gebührengelder zusätzlich im Geld schwimmen wird, stilisieren die SRG-Männer, von denen kein einziger als Internet-affiner Unternehmer oder Manager aufgefallen ist, die Onlinewerbung zur überlebensnotwendigen Maxime.

Die SRG bewirbt ihre Internetaktivitäten hemmungslos über ihre Programme und kommt durch den enormen (Gratis-)Werbedruck immer noch nicht auf aufregende Zahlen, auch bei den Jungen nicht. Und weshalb sollten die Internetinhalte der SRG durch die zukünftige Kommerzialisierung plötzlich besser werden? Am Geld liegt es ja heute schon nicht.

Der kleinste gemeinsame Nenner muss gemäss Doris Leuthard gesucht werden. Sonst, oh weh, entscheidet sie selber! Darin schwingt ja mit, dass sie die Onlinewerbung für die SRG zulassen will. Dass sie die SRG noch weiter in eine monopolistische Position bringt, ist politisch ganz offensichtlich gewünscht. Die Losung heisst im Moment: Schwellen-Lösung, der kleinste gemeinsame Nenner.

Urs F. Meyer, Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Medien: «Wir werden nach diesem Treffen nun weitere Vorschläge diskutieren und ausarbeiten, um eine Schwellen-Lösung zu finden. Die Onlinewerbung wird mit dieser Schwellen-Lösung eingeführt, das ist sicher. Diese Variante wird von Bundesrätin Doris Leuthard bevorzugt», sagte der Rechtsanwalt am Freitag gegenüber dem Klein Report auf Anfrage. «Die beiden Gruppen werden Mitte Monat nochmals zusammenkommen.»

Für den Klein Report ist klar: Die SRG will ihre sinkenden Einschaltquoten und die logischerweise damit einhergehenden verminderten Werbeeinnahmen durch die neue Vermarktungskombination mit dem Internet abfedern. Das ist kurz gesagt: eine rein kommerzielle Strategie! So wie es die Privaten oft machen (müssen). Gut, aber wozu dann noch Gebührengelder? Und wo ist der Service public geblieben?