Es kommt der Tag, da braucht es eine App, um noch den Überblick über seine bereits abonnierten Chat-Dienste behalten zu können. Nach TeamSpeak, Skype, Reddit, Slack und wie sie alle heissen, kündigt sich jetzt noch einmal eine Kommunikations-Plattform namens «Discord» an. Sie soll das kommende grosse Ding werden. Discord ist, wie Twitch und Zoom, einer der Gewinner der Corona-Pandemie.
Mit einer Verdoppelung seiner Nutzer 2020 auf 140 Millionen Aktive pro Monat, verglichen mit 2019, ist das Potenzial von Discord auch Microsoft aufgefallen. Bloomberg und das «Wall Street Journal» berichten, dass Microsoft offenbar an einer Übernahme des jungen Unternehmens aus San Francisco interessiert ist. Im Raum steht ein Kaufpreis von 10 Milliarden Dollar.
Das wäre nach dem Kauf von LinkedIn für 26,2 Milliarden die zweitteuerste Übernahme in der 40-jährigen Firmengeschichte von Microsoft. Und nach der Übernahme von WhatsApp durch Facebook im Jahr 2014 könnte Discord nicht nur der neuste Mega-Deal, sondern «der heisseste Chatdienst seit WhatsApp» sein, wie «Die Zeit» schreibt.
Und für was will Microsoft diese Milliarden ausgeben?
Discord hat bis jetzt den Ruf, eine Plattform für Gamer zu sein. Gegründet wurde das Ding 2015 von Jason Citron und Stanislav Vishnevskiy. Die beiden kommen tatsächlich aus der Gamer-Szene. Ihre App sollte dazu dienen, dass Spieler während dem Drücken der Knöpfe miteinander sprechen und schreiben konnten, ohne dazu eine zusätzliche Software benützen zu müssen. Später wurde daraus ein «Skype für Gamer».
Aber man muss ja nicht unbedingt Gamen, um einen solchen parallel laufenden Dienst nutzen zu wollen. Inzwischen hat sich Discord jedenfalls innert Monaten zum «Virtual Office» in der Start-up-Szene gemausert. Und damit wird die App eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu Microsoft Teams.
Was natürlich die Milliarden erklärt. Es sei die Übernahme «eines potentiell disruptiven Konkurrenten», schreiben die Fachblätter. Andere meinen, Discord habe dem Prinzip von Clubhouse vorgegriffen: «Eintreten und losplappern.» Videochats unterstützt der Dienst inzwischen ebenfalls.
Mit Discord kommunizieren bereits die Fans des FC Barcelona oder zum Beispiel Popstars wie Taylor Swift. Discord funktioniert auch als virtuelles Klassenzimmer oder als virtuelle Bar für das Feierabendbier. Klar, dass auch Influencende die neue Möglichkeit bereits nutzen.
Discord vereint Textnachrichten, Plauderecken und Videochats «wie keine andere Plattform» und passe deshalb so gut zu den Kommunikationsbedürfnissen der Gen Z, die nahtlos zwischen Kanälen, Medien und Geräten wechselt, wie es auf der Webseite des Dienstes heisst.