Peinlich, peinlich für die angesehene «New York Times»: Am Wochenende musste das renommierte Blatt eingestehen, dass ein kürzlich entlassener Reporter Dutzende Berichte mit erfundenen Details angereichert habe. So zitierte der 27-jährige Jayson Blair bei seinen Berichten über die unheimlichen Heckenschützen in Washington Zeugen, mit denen er nie gesprochen hatte. Ausserdem habe er Recherchereisen vorgetäuscht und in Wirklichkeit New York gar nicht verlassen. Fast die Hälfte von 70 Artikeln sei so entstanden. Besonders unangenehm für die Zeitung ist, dass ein Vorgesetzter in der Stadtredaktion schon vor einem Jahr in einer E-Mail gewarnt hatte: «Wir müssen Jayson daran hindern, für die Times zu schreiben. Sofort.» Blair wurde jedoch nur ermahnt und sogar in die unterbesetzte Redaktion für die nationale Berichterstattung versetzt. Die Zeitung bat ihre Leser, bei der Aufarbeitung des Falls zu helfen und Fehler zu melden.
Sonntag
11.05.2003