Selbstverständlich überprüfe ich regelmässig die Privatsphäreeinstellungen meines Facebook-Kontos, Privatsphäre ist mir wichtig. Offenbar soll es Leute geben, die das nicht ganz so eng sehen - oder sich schlicht nicht bewusst sind, was sie online wem offenbaren.
Das hat auch Personaldienstleister Adecco festgestellt und zusammen mit der Agentur Jim & Jim ein Programm entwickelt, das insbesondere jugendlichen Stellensuchenden aufzeigen soll, welche ihrer Informationen auf Facebook öffentlich einsehbar sind: den «Social CV Check.» Damit wollen sie «Jugendliche für die heikle Thematik sensibilisieren», erklärten mir die Macher.
Da bin ich doch genau der Richtige, um das auszuprobieren - bei mir ist garantiert nichts Verwerfliches zu finden. Denke ich.
Die Browser-Applikation ist unter blog.adecco.ch/socialcv zu finden. Beim Aufruf der Seite wird mir bereits ein erstes Mal mulmig. Um den Test durchzuführen, soll ich mich mit meinem Facebook-Account einloggen. Das mache ich aus Prinzip nie - ausser bei Facebook, natürlich. Mario Reinhard, Projektleiter bei Jim & Jim, beruhigt mich: Der Login sei nötig, damit das Programm wisse, welches mein Facebook-Profil sei. Weder Jim & Jim noch Adecco hätten ein Interesse an meinen Daten. Das muss ich wohl glauben.
Kurz nach dem Login folgt die nächste kleine Schrecksekunde. Von zwölf möglichen Punkte erreiche ich bloss elf. Neben vielen leeren, grünen Feldern, die etwa mit Geburtstag, Heimatstadt oder Beziehungsstatus beschriftet sind, leuchtet das oberste Feld rot. Offensichtlich habe ich irgendwo angegeben, dass ich männlich bin.
Aufatmen. Das wird mir kaum je Probleme bei der Stellensuche bescheren. Und wenn, dann wärs eh kein Job für mich. Es geht weiter mit lauter grünen Häckchen. Anzahl öffentlicher Filme: 0. Anzahl öffentlicher Nutzerbeiträge: 0. Anzahl öffentlicher Gefällt-mir-Angaben: 0. «Alles bestens», versichert mir der Social CV Check jeweils.
Doch dann sind sie wieder da: orange Ausrufezeichen. Ausgerechnet bei meinen Bildern. «Check jetzt, welche Bilder von dir öffentlich einsehbar sind», rät mir der Social CV Check. Das mache ich mit einem Klick auf den Button.
Dass da ein paar Ferienfotos von mir erscheinen würden, war mir klar. Auch mit dem ein oder anderen Partybild habe ich gerechnet. Aber ich mit einem ganzen Krug Bier in der Hand? Solche Bilder habe ich bewusst von meinem Profil entfernt. Und nun sind sie öffentlich?
«Graph Search», erklärt Projektleiter Reinhard. «Mit dieser Suchfunktion von Facebook lassen sich Bilder aufspüren, die zwar nicht auf dem Profil einer Person sind, auf denen sie aber noch immer markiert ist.» Noch gibt es Graph Search erst, wenn Facebook auf Englisch eingestellt ist.
Auf einer Hand voll Bilder lösche ich dank dem Social CV Check meine Markierung, so findet sie auch Graph Search nicht mehr.
Erstes Problem gelöst. Doch gemäss Social CV Check sollen auch Gruppen, in denen ich Mitglied bin - sogar Gruppen, die auf «geheim» eingestellt sind -, Orte, die ich besucht habe sowie meine komplette Freundesliste öffentlich sein. Nichts von all dem habe ich erlaubt, insbesondere die Freundesliste möchte ich nicht öffentlich haben.
Auch hier bringt das 20-minütige Gespräch mit Mario Reinhard Klärung: «In diesem Punkt ist uns offenbar ein Fehler unterlaufen», sagt er. Weil ich mich zu Beginn mit meinem Profil eingeloggt habe, ist meine Freundesliste von meinem Profil aus - natürlich - einsehbar. Öffentlich ist die deshalb nicht. «Die Idee wäre, dass sich hinter dem Button ein Link zu den Einstellungen versteckt - und nicht zur Suche vom eigenen Profil aus. Das werden wir ändern», verspricht Reinhard.
Ohnehin wolle Jim & Jim den Social CV Check laufend weiterentwickeln, sofern Adecco daran interessiert sei - «weil sich auch Facebook und seine Einstellungen laufend weiterentwickeln».
Nicht nur für Junge und Stellensuchende wäre es wünschenswert, wenn dem so wäre. Der Social CV Check ist eine gute Möglichkeit, um sich immer wieder der Privatsphäreeinstellungen bewusst zu werden, diese zu überprüfen und bei Bedarf zu ändern. Denn egal, wie gut man aufpasst - Überraschungen kann es immer geben.