Das neue Inserate-Kombi zwischen der «Berner Zeitung» und dem «Bund», das seit Anfang Jahr besteht, bringt bei Kunden und Medialeuten den grossen Rechenschieber aufs Pult. Wer weiterhin als Inserent in der «BZ» berücksichtigt werden will, muss auch im «Bund» Inserate schalten. Und das mit einem Aufpreis von 31 Prozent. Das gefällt dem Grosskunden Migros mit seinen Discount-Anzeigen gar nicht, wie die «SonntagsZeitung» berichtete. «Bei allem Goodwill für die Aktion zur Rettung des Berner Bund ist die Migros natürlich alles andere als erfreut über einen Aufschlag von 31 Prozent für etwas, das man nicht wollte, und weiterhin nicht will», wird Peter Döbeli von der Mediaagentur Konnex zitiert, die für den Branchenleader im Schweizer Detailhandel den Einsatz der Werbemillionen abstimmt. Die Inserate für Januar seien gebucht. Dem Klein Report sagte der scharf kalkulierende Döbeli am Sonntag: «Selbstverständlich schauen wir uns um nach alternativen Werbemöglichkeiten, zurzeit sind wir noch in Verhandlungen mit der Berner Zeitung.» Der Migros-Konkurrent Coop scheint das Zwangs-Kombi derzeit zu schlucken, aber Mitte Jahr will Coop die Lage neu beurteilen.
Andere Inserenten wie etwa das Modehaus PKZ oder die Modekette C & A wollten sich laut «SonntagsZeitung» gar nicht erst auf das Inseratekombi einlassen. C & A macht «Streuverluste» für ihre Weigerung, im «Bund» zu inserieren, geltend. Statt in «BZ» und «Bund» inseriert die Modekette im Raum Bern stattdessen in Lokalzeitungen, bei Wochentiteln und Zeitschriften.
Für den Mediaprofi Andy Lehmann, CEO der internationalen Mediaagentur Aegis Media Group, ist die ganze Situation nicht so dramatisch: «Es ist grundsätzlich eine Zielgruppen-Frage. Wenn die ins Spiel kommt, dann muss man mit den Verlegern detailliert reden.» Für Lehmann wird es vor allem beim Inseratekombi «Swisspool» interessant, in dem neben der «BZ» die «Basler Zeitung», «Luzerner Zeitung», das «St. Galler Tagblatt» und der «Tages-Anzeiger» zusammengeschlossen sind: «Das ist ein spannendes Thema, wie das in Zukunft gelöst wird, was das Berner Modell betrifft», sagte er am Sonntag dem Klein Report. schliesslich geht es beim «Swisspool» um viel höhere Insertionsbeträge. Wenn also ein Kunde das «Berner Modell» nicht schluckt, müsste er gemäss dem Rechenschieber einiges tiefer in die Tasche greifen. Da das «Berner Modell» nicht das Problem der Kunden ist, erwarten diese nun für den «Swisspool» faire Lösungsvorschläge.
Sonntag
18.01.2004