Die gute Nachricht vorab: Das neue Layout des «Sonntagsblicks» ist ansprechend, übersichtlich und sehr leserfreundlich. Das war es dann aber schon mit den guten Nachrichten. Denn wenn wir zum Inhalt kommen, kann der Klein Report eigentlich nur den Kopf schütteln.
Schon die Titelgeschichte zu den zweiten Zwillingen von Roger Federer ist keine Titelgeschichte. Warum? Weil es die Redaktion nicht geschafft hat, Neues in Erfahrung zu bringen. Der Text ist eine reine Zusammenfassung der Meldungen, die jeder schon kennt, und auch die Geschichte über die anderen Vierfach-Zwillinge ist eigentlich eine gute Magazingeschichte, aber nie und nimmer eine Newsgeschichte.
Vielleicht hätte man sich die Frage stellen sollen, wie lange die Federers wohl noch um die Welt touren werden mit vier Kindern im Schlepptau? Und müssen die beiden bald fünfjährigen Mädchen nicht irgendwann in den Vorkinderkarten? Oder hat der Tennis-Champion eine Sonderbewilligung? Wie viel Personal muss mitreisen? Wie gut ist es für die Kinder, immer unterwegs zu sein und ständig unter Erwachsenen zu sein? Wie schaffen sie es so, gleichaltrige Freunde zu finden? Fragen über Fragen, die die «Sonntagsblick»-Redaktion anscheinend nicht interessiert. Schade eigentlich.
Das wirkliche Ärgernis des «Sonntagsblicks» ist aber die Reinwasch-Aktion von Altkanzler Gerhard Schröder. Dass wir vom Ringier-Verlag keine kritische Frage zur Umarmung mit Wladimir Putin erwarten, ist ja klar. Durch die freundschaftliche Nähe zwischen Verleger Michael Ringier und Gerhard Schröder. Aber dieses Interview (mit der Chefredaktorin Christine Maier) ist eigentlich nur etwas: peinlich.
Wobei wir schon bei der nächsten Peinlichkeit sind: Der Herrentafel mit Sepp Blatter und Ringier-Mitarbeiter Othmar Hitzfeld - oder wie der «Sobli» so schön schreibt, dem Gipfeltreffen hoch über den Dächern von Zürich. Waren die im Zürcher Superhochhaus Prime-Tower? Nein, sondern nur auf der Dachterrasse des Ringier-Pressehauses im Zürcher Seefeld.
Nachdem sich die ganze Fussballwelt verärgert die Augen reibt, weil Sepp Blatter partout nicht zurücktreten will, sondern mit 78 noch eine weitere, fünfte Amtszeit anhängen will, stand die Frage im Raum, warum tun Sie uns das an, Herr Blatter?
Doch statt kritisches Nachfragen der Ringier-Journalisten, nur nette, langweilige Fragen auf vier Seiten. Doch wo Ringier-CEO Marc Walder der Herrenrunde devot ein feines Tröpfchen kredenzt, kann man wahrscheinlich auch keine journalistische Distanz erwarten. Schade für das edle Papier.
Und sonst? Die Boulevardsensation des Samstags, ESC-Gewinnerin Conchita Wurst, war gar kein Thema für den «Sobli» (früher Redaktionsschluss?).
Unnötig der Spaziergang mit Christina Surer, die uns ihre Plätze in Basel zeigt, spannender wäre ihre neue Wahlheimat Rosenheim allemal gewesen.
Die Blattkritik über den neuen «Sobli» soll aber mit einer guten Nachricht aufhören. Das Interview mit dem George Clooney des Vatikans, Georg Gänsewein, war top. Nicht nur inhaltlich.