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Mittwoch
13.11.2024

Medien / Publizistik

Auch ein erfolgreicher Buchautor: Giorgio Keller mit seinem Werk über Tessiner Motorsporthelden... (Bild: zVg / © Giorgio Keller)

Auch ein erfolgreicher Buchautor: Giorgio Keller mit seinem Werk über Tessiner Motorsporthelden... (Bild: zVg / © Giorgio Keller)

Giorgio Keller (67) ist an der Delegiertenversammlung in Lausanne zum Präsidenten des Schweizer Sportjournalistenverbands sportpress.ch gewählt worden.

Neben Keller sitzen im Vorstand Sandro Mühlebach als Vize-Präsident, Patricia Loher und Vedran Galijas. Mit dem Klein Report spricht der Tessiner Giorgio Keller (67) über seine Ziele und Visionen.

Wie fühlt man sich als höchster Schweizer Sportjournalist?
Giorgio Keller
: «Da zitiere ich gerne einen früheren Bundesrat aus Kandersteg: Freude herrscht! Zwar hatte ich keinen Gegenkandidaten, doch das entgegengebrachte Vertrauen macht mich stolz. Ich bin überzeugt, mit dem bestehenden Vorstand einiges bewirken zu können.»

Mit 67 Jahren sind Sie kein Junior mehr. Was motivierte Sie, für das Amt zu kandidieren?
Keller
: «Nach dem tragischen Tod des amtierenden Präsidenten Gerard Bucher herrschte an der Spitze des Verbands ein Vakuum. Und mit meiner 50-jährigen Erfahrung im Sportjournalismus und der guten Vernetzung in allen Landesteilen kann ich sicherlich eine integrative Rolle spielen und gleichzeitig die eine oder andere neue Idee einbringen.»

Welches sind Ihre wichtigsten Ziele?
Giorgio Keller: «Der Verband sollte für alle Mitglieder da sein – unabhängig von Kantons- und Sprachgrenzen. Wir haben 13 Sektionen und rund 1’200 Mitglieder. Es wäre schön, wenn wir die Solidarität und das gesellschaftliche Leben im Verband wieder stärken könnten. Ich denke da nicht zuletzt an sportliche Aktivitäten – beispielsweise die Wiederbelebung der Fussballmeisterschaft der Sportjournalisten oder die Lancierung eines Golfturniers.»

Die Sportmedien sind im Wandel – an vielen Orten werden Stellen abgebaut. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Keller
: «Der moderne Sportjournalist muss flexibel und multimedial agieren. Die Berichterstattung verlagert sich von der Presse immer mehr in die elektronischen Medien und ins Internet. Früher kaufte man die Zeitung, um die Fussballresultate zu erfahren. Heute bringt beispielsweise die ‚NZZ am Sonntag‘ keine Resultate mehr. Viel wichtiger werden dagegen Analysen, Hintergrundberichte und Geschichten. Dort kann der Printjournalismus auch künftig eine wichtige Rolle spielen.»

Sie stammen aus dem Tessin. Wie werden Sie sich für Ihren Heimatkanton einbringen?
Giorgio Keller: «Ich will ein Präsident für alle Landesteile sein. Aber selbstverständlich habe ich ein offenes Ohr für die Anliegen aus meiner Heimat. Man darf nicht vergessen, dass die Tessiner Sektion mit 120 Mitgliedern sehr stark ist. Der Sport im Tessin lebt. Und deshalb hat auch der Tessiner Sportjournalismus eine grosse Bedeutung.»

Der Sportjournalistenverband ist schon 86 Jahre alt. Zuletzt hat er aber an Bedeutung verloren. Klubs und Verbände haben selber gut besetzte Kommunikationsabteilungen. Braucht es den Verband überhaupt noch? 
Keller
: «Definitiv. Wir sind jene Instanz, die den Grundkurs für angehende Journalistinnen und Journalisten anbietet und so die Qualität sichert. Ich bin aber der Meinung, dass wir den Kreis für potenzielle Mitglieder öffnen sollten. Jeder, der in einem Verein Matchberichte für die Lokalpresse verfasst, sollte das Recht auf eine Mitgliedschaft haben. Gleichzeitig müssen wir uns dagegen wehren, dass sich Personen mit rein kommerziellen Gedanken auf die Medientribünen einschleichen. Wir müssen beispielsweise aufpassen, dass die elektronischen und digitalen Medien keine Influencer in die Stadien schleusen. Ein Influencer erhält bei uns nie einen Ausweis.»

Journalismus ist ein unsicheres Metier. Weshalb soll ein junger Mensch heute noch Sportjournalistin oder Sportjournalist werden?
Giorgio Keller: «Weil es noch immer ein Traumberuf ist. Ein Sportjournalist ist immer zuvorderst. Er hat Zugang zu Informationen und Persönlichkeiten, die andere nicht haben. Er macht das Hobby zum Beruf und wird indirekt zum Botschafter des Sports. Ohne den Sportjournalismus würde der moderne Spitzensport nicht funktionieren.»