Verschmitzt statt verkniffen, ironisch statt bösartig, zielgerecht statt stur. So kennt man den Mann mit schütterem Haar und Brille von der Aare: Ivo Kummer, der seit bald drei Jahrzehnten (!) die Solothurner Filmtage begleitet, leitet und seinen Kopf hinhält. Rolf Breiner, Filmexperte des Klein Reports, zur Ernennung von Ivo Kummer zum Chef der Sektion Film des Bundesamtes für Kultur.
Wenn Kummer seinen Filmtage-Pflichten in Solothurn nachkommt, hat man immer das Gefühl, das ist einer, der über den Brillenrand, sprich über Solothurn, über die lokal-regionale Filmszene hinausschaut und das ganze Filmschaffen im Auge hat statt partikuläre Interessen. Er kennt das Malaise der Filmemacher und Produzenten aus eigener Erfahrung.
Und nun wird ausgerechnet er zum Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur (BAK) berufen. Ausgerechnet? Ja, weil er über Jahre der Intimfeind seines Vorgängers Nicolas Bideau war. An der Eröffnung der diesjährigen 46. Solothurner Filmtage hatte Kummer noch darauf hingewiesen, dass jetzt einer fehlte, an dem er sich halten könne. Gemeint war eben jener gewisse Bideau, den er Jahr für Jahr sachlich, aber gezielt, aufs Korn nahm. Und nun tritt ausgerechnet der schärfste Kritiker ab August die Nachfolge des Ungeliebten an. Eine Parallelität zu einem gewissen Roger Schawinski ist nicht ganz abzuweisen. Auch der Zürcher Radiopionierpirat stichelte permanent gegen SRG-Boss Armin Walpen und «sein» Monopol. Walpen ist pensioniert und Schawinski kehrt als Moderator in den Fernsehschoss zurück.
Kleiner, grosser Unterschied zwischen Ivo und Roger - der eine kann etwas in der Filmszene und Produktion bewegen, der andere kann nur kurzlebig bewegen, provozieren und Gemüter erhitzen in seiner Art Arena. Roger Schawinski bewegt sich auf einer Showbühne, Ivo Kummer in einer vielschichtigen, problematischen Landschaft, in der er freilich auch nicht allen gerecht wird und werden kann. Aber die Zeichen stehen gut, dass Kummer weniger Kummer macht beim Schweizer Filmschaffen als Filou Bideau.
