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Donnerstag
05.12.2013

IT / Telekom / Druck

Sieben-Tage-Arbeitswochen, rigide Überwachung, Bestrafungen und fehlende Sicherheitseinrichtungen: Apple-Zulieferer Biel Crystal missachtet Menschenrechte und verstösst gegen chinesisches Arbeitsrecht.

Dies behauptet eine neue Untersuchung, die von Fastenopfer und Brot für alle getragen wird. Die beiden Entwicklungsorganisationen fordern Apple auf, seine Verantwortung wahrzunehmen und sich für bessere Arbeitsbedingungen beim Zulieferer einzusetzen.

Die südchinesische Firma Biel Crystal mit Sitz in Hongkong ist der weltweit grösste Produzent von Touchscreen-Glasabdeckungen. Apple bezieht von Biel Crystal rund 60 Prozent der benötigten Touchscreens, Samsung 20 Prozent.

Biel Crystal beschäftigt auf dem Firmengelände im südchinesischen Huizhou 40 000 Personen. Unter welchen Bedingungen diese arbeiten, zeigt eine neue Untersuchung von Sacom (Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour), eine von Brot für alle finanzierte Nichtregierungsorganisation in Hongkong.

Elf-Stunden-Tage sind demnach bei Biel Crystal die Regel, obwohl in den Arbeitsverträgen acht Stunden Arbeitszeit festgehalten sind. «Wir machen jeden Tag mindestens drei Stunden Überzeit und arbeiten auch am Samstag und Sonntag elf Stunden. Einen freien Tag gibt es erst beim Schichtwechsel Ende Monat», erzählt eine Arbeiterin. 120 bis 140 Überstunden leisten die Arbeitenden so durchschnittlich pro Monat - erlaubt wären gemäss chinesischem Arbeitsgesetz nur 36 Stunden.

Wie Sacom schon beim Apple-Zulieferer Foxconn festgestellt hat, besteht auch bei Biel Crystal ein umfassender Kontrollapparat. 2000 Sicherheitsleute und unzählige Kameras kontrollieren die 40 000 Angestellten selbst in der Mittagspause. Wer auf die Toilette will, muss offiziell Erlaubnis einholen.

Wer die Produktionsziele nicht erreicht, bei der Arbeit einschläft oder etwas fallen lässt, wird mit hohen Geldbussen bestraft. Solche Strafmassnahmen seien menschenunwürdig und illegal, heisst es in einem Kommuniqué vom Mittwoch. Biel Crystal umgehe das Gesetz, indem die Strafabzüge in der Lohnabrechnung als Negativbonus ausgewiesen werden.

Um die Produktionskosten möglichst tief zu halten, spare Biel Crystal bei grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen, heisst es weiter. Obwohl zahlreiche leicht entflammbare Chemikalien im Einsatz sind, gebe es keine Notausgänge und Feuerlöscher. Und für die Arbeit an den gefährlichen Schnittmaschinen und mit giftigen Chemikalien gebe es für die Arbeiterinnen und Arbeiter zu wenige Schutzbekleidungen. Zahlreiche der befragten Angestellten klagten deshalb über Übelkeit und brennende Augen.

Vor zwei Jahre hat Apple ein Verbesserungsprogramm mit der Fair Labor Association (FLA) in drei Fabriken ihres Zulieferers Foxconn eingeführt. Doch die Arbeitsbedingungen bei den Apple-Lieferanten bleiben problematisch.

Fastenopfer und Brot für alle fordern Apple dazu auf, seine Unternehmensverantwortung wahrzunehmen in Bezug auf grundlegende Arbeitsrechte und Sicherheitsstandards. «Apple soll auf einen Teil seiner grossen Gewinnmarge verzichten, damit angemessene Arbeitszeiten zu fairen Löhnen möglich sind und die Angestellten auch bei Krankheit und Unfall ihre rechtmässige Entschädigung erhalten», sagt Daniela Renaud von der Vereinigung.

Im Gegensatz zu Apple hat Biel Crystal auf die aufgezeigten Missstände reagiert und bis Ende Jahr Verbesserungen zugesichert. Renaud begrüsst diese Ankündigung, sagt aber: «Wir werden die Umsetzung genau beobachten.»

Etwas zur Verbesserung beitragen können auch die Konsumentinnen und Konsumenten und insbesondere die öffentliche Hand bei der Beschaffung von Elektronikprodukten. Fastenopfer und Brot für alle fordern die Schweizer Behörden dazu auf, beim Kauf von neuen IT-Geräten auf faire Herstellungsbedingungen zu achten und diese einzufordern.