Der Schweizer TV-Markt wird seit einigen Monaten mit neuen Angeboten überhäuft. Vor einem Jahr startete 4+, im Sommer dieses Jahres folgte CHTV, im Herbst S1. Und mit 5+ und TV24 sind weitere Sender in der Pipeline, die den Machern ein Stück des TV-Kuchens sichern sollen.
Das Erstaunen über den Start neuer TV-Sender hält sich bei den Vermarktern in Grenzen. «Der Erfolg anderer kleinerer Sender ermutigt zur Nachahmung», teilte Romi Hofer von Publisuisse gegenüber dem Klein Report mit. «Die Rahmenbedingungen für neue TV-Sender sind rechtlich und finanziell einfacher geworden. Die Digitalisierung hat einen positiven Einfluss auf Produktions- und Distributionskosten sowie entsprechende Rahmenbedingungen.»
Manfred Strobl, CEO der Omnicom Media Group, hat eine weitere Erklärung für die Schaffung neuer Sender. «TV gewinnt die letzten Jahre stetig an Marktanteilen, vor allem gegenüber Print», meinte er gegenüber dem Klein Report. «Das Zusammenwachsen von Online-Bewegtbild und TV, sowie die steigende Nutzung dieser Vektoren bieten über die jeweiligen Onlineangebote der Sender weitere Wachstumschancen.»
Auch Alexander Duphorn, der CEO von Goldbach Media, ist der Meinung, dass die voranschreitende Digitalisierung und die technische Entwicklung die Schaffung neuer Sender begünstigt. Die neuen Distributionsmöglichkeiten werden seiner Meinung nach aber nicht nur TV-Machern in der Schweiz entgegenkommen.
«Heute können TV-Anbieter ihre Inhalte auf vielen unterschiedlichen Distributionswegen für Kunden verfügbar machen», sagte Duphorn gegenüber dem Klein Report. «Das ist zum einen sehr interessant für neue Schweizer Sender aber auch für Sender aus dem Ausland, die immer häufiger, kurz nach dem Senderlaunch im Herkunftsland, ihren Weg auch in die Schweiz finden.»
Dass neue Sender im Schweizer TV-Markt geschaffen werden, wird von allen drei positiv aufgenommen. «Mit der Zunahme an Medienangeboten in der digitalen Welt ist es wichtig, dass auch der TV-Markt wächst, um die Relevanz weiterhin zu behalten», so Romi Hofer. «Zusätzliche Sender schaffen auch im TV ein breiteres Angebot für die Mediennutzer und ermöglichen die zunehmenden Bedürfnisse derselben besser abzudecken.»
Alexander Duphorn betont auch den Nutzen für die Vermarkter. «Darüber hinaus schaffen kleinere Sender das Potential für themen- und zielgruppenspezifische Werbung, die sich auch Werbeauftraggeber mit kleineren Budgets leisten können», meinte er.
Etwas skeptischer ist Manfred Strobl. «Grundsätzlich ist die Schaffung neuer Sender und neuen Inventars wichtig und gut», sagte er. «Wir hoffen, dass sich Sender mit einem hohen Qualitätsanspruch auch am Markt durchsetzen können. Die Auslastungssituation ist extrem angespannt und wenn die Kostenparameter (CPP/TKP) stimmen, dann sind neue Sender durchaus eine Option.»
Nicht zuletzt sieht Alexander Duphorn noch einen grundsätzlich positiven Effekt durch die Schaffung neuer Sender: «Last but not least - Konkurrenz belebt das Geschäft.»