Der Schweizer Presserat hat am Freitagabend eine Reihe von Stellungnahmen veröffentlicht, die sich damit befassten, wie weit Journalisten auf der Suche nach Wahrheit gehen müssen. Es handelt sich um eher untergeordnete Entscheide, die das Gremium auf dem Korrespondenzweg verabschiedet hat.
Eine Rüge erteilte das Aufsichtsgremium über die «Rechte und Pflichten der Journalisten» der «Schweizer Jugend» weil diese einen Artikel zum Thema Scientology zum zweiten Mal innert fünf Jahren publiziert hatte, ohne diesen Umstand der Leserschaft mitzuteilen. Zudem wäre das Heft angesichts der Schwere der Vorwürfe verpflichtet gewesen, eine Stellungnahme von Scientology zu veröffentlichen. Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/15650.htm
Ebenfalls teilweise gutgeheissen hat der Presserat eine weitere Beschwerde, bei der es um die Anhörung bei schweren Vorwürfen geht. Getadelt hat er die Zeitung «Blick», die es in einem empörten Artikel über eine angebliche Bauernfängerei mit Werbefahrten in Anwesenheit von Sepp Trütsch unterlassen hatte, die angegriffene Firma anzuhören. Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/15680.htm
Als unbegründet abgewiesen hat der Presserat indes eine Klage eines Mediziners, der eine Berichterstattung in der Regionalzeitung «Der Rheintaler« über die Eröffnung einer Praxis für Alternativmedizin als zu unkritisch kritisiert hatte. Einer kleinen Redaktion sei «kein Vorwurf zu machen, wenn sie sich nicht in der Lage sieht, ein umfangreiches Dossier, in dem schwerwiegende unbewiesene Vorwürfe gegen Behörden erhoben werden, selber umfassend nachzurecherchieren», betont der Presserat. Zudem seien eher unkritische Berichte über Geschäftseröffnungen im Lokaljournalismus «üblich und aus der Sicht der Leserschaft durchaus erwünscht». Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/15660.htm
«Offensichtlich unbegründet» waren schliesslich aus der Sicht des Presserats die Vorwürfe an den «Tages-Anzeiger», dieser habe sich einer fremdenfeindliche Berichterstattung schuldig gemacht, als er sich anlässlich der Fussball-Weltmeisterschaft im Sommer dieses Jahres auf die Suche nach Fans der deutschen Mannschaft gemacht hatte. Die Leserreaktionen hätten gezeigt, «dass die auf den ersten Blick vielleicht missverständlich erscheinende Intention des Tages-Anzeigers doch in einem aufklärerischen Sinne verstanden werden konnte», hält der Presserat dazu fest. Die Stellungnahme im Wortlaut: http://www.presserat.ch/15670.htm
Samstag
12.10.2002