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Montag
05.10.2009

Nach einer Serie von zwei Dutzend Selbstmorden bei France Telecom hat der Konzern Stéphane Richard (47) zum beigeordneten Generaldirektor ernannt, teilte das Unternehmen am Montag in Paris mit. Er rückt damit an die Stelle von Louis-Pierre Wenes, der um seine Ablösung gebeten hat. Richard gilt als möglicher Nachfolger für Konzernchef Didier Lombard, der wegen der Selbstmordserie in Folge der Umstrukturierung erheblich unter Druck gekommen ist, schrieb die «Financial Times Deutschland» dazu. Richard war von 2007 bis 2009 Kabinettsdirektor von Wirtschaftsministerin Christine Lagarde und steht Präsident Nicolas Sarkozy nahe.

Bei dem Online-Magazin Mediapart tauchte kürzlich ein Video auf, das zeigt, wie sich Lombard in einer internen Ansprache flapsig über angeblich unterbeschäftigte Mitarbeitende äussert. In den vergangenen Jahren wurden bei France Telecom 22 000 Stellen gestrichen. Mehrere tausend Mitarbeiter mussten ihren Arbeitsplatz wechseln. Nach Gewerkschaftsangaben haben sich seit Februar 2008 zwei Dutzend Beschäftigte das Leben genommen. Mehrere nannten in Abschiedsbriefen die Arbeitsbedingungen als Motiv.

Nach dem jüngsten Selbstmordfall unter Mitarbeitern hatte sich zuletzt auch der Staat eingeschaltet. Mitte September bestellte Sozialminister Xavier Darcos den Konzernchef Didier Lombard zum Rapport, um über die Suizidserie zu sprechen. Darcos hatte sich «sehr besorgt» über die Selbstmorde geäussert.

Mitte September hatte sich eine 32-jährige France-Telecom-Angestellte aus dem Bürofenster gestürzt. Zwei Tage vorher rammte sich ein Mitarbeiter während einer Konferenz ein Messer in den Bauch. Der Fenstersturz war der 23. Selbstmordfall unter France-Telecom-Angestellten innerhalb von eineinhalb Jahren. Dazu kommen zwölf versuchte Suizide.