Content:

Donnerstag
04.12.2014

IT / Telekom / Druck

Big Data ist in aller Munde. Mal werden die Gefahren einer Informationsflut beschworen, die uns ohne Sinn und Orientierung zurücklässt, mal werden die Chancen einer Wirklichkeitserfassung gefeiert, von deren Detailtreue man in vordigitaler Zeit nicht einmal träumen konnte.

Bis 2015 soll laut Schätzugen das Datenaufkommen im Internet die Marke 60 Exabyte pro Monat erreicht haben. Die Datenmenge von einem Exabyte entspricht der 2500-fachen Datenmenge aller Bücher, die je geschrieben worden sind. Was heisst das für die journalistische Recherche?

News-Stream 3.0 heisst ein vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt, das ein neues Analyseinstrument für die Navigation der Journalisten durch die uferlosen Datenmeere bereitstellen soll. Der Redaktor soll mithilfe der Software die Daten überblicken, die in einem bestimmten Moment zu einem bestimmten Thema im Web herumschwirren.

Mit wenigen Klicks sieht er, was in sozialen Netzwerken diskutiert, was auf Blogs notiert oder was in RSS-Feeds und News-Streams gemeldet wird. Die Analysesoftware soll auch die gesprochenen Wörter in Ton- und Filmdateien erschliessen, sodass Audio- und Videodaten wie Text durchsucht werden können.

Hinter dem auf drei Jahre geplanten Projekt steht eine Kooperation von IT-Entwicklern und Medienhäusern. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) ist für die technische Infrastruktur und die Technologie für die Auswertung von Video- und Audiomaterial verantwortlich. Die auf Datenanalyse und Datenaggregation spezialisierte Neofonie GmbH aus Berlin entwickelt das Tool zur intelligenten Textanalyse. 

Die Deutsche Presse-Agentur dpa ist mit ihrer Tochter dpa-infocom beteiligt. Zusammen mit der Deutschen Welle stellen sie Archivmaterial zur Verfügung und testen das System im praktischen Einsatz im journalistischen Tagesgeschäft.

Die Testphase soll 2016 beginnen. Dpa-Chefredaktor Sven Gösmann erhofft sich von der Software «einen enormen Recherchevorsprung für unsere Redakteure und damit für unsere Kunden», wie es am Mittwoch bei der dpa hiess.