Mit einer raffinierten netzpolitischen Aktion hat Reporter ohne Grenzen (ROG) den diesjährigen Welttag gegen Internetzensur wahrgenommen: In elf autoritär regierten Ländern schaltete die Organisation blockierte Nachrichtenwebseiten frei und machte zensierte Informationen wieder zugänglich.
Der technische Trick dabei: ROG hat die Webseiten kopiert und in der Cloud grosser Serveranbieter wie Amazon, Google und Microsoft abgelegt. Um sie erneut zu sperren, müsste die ganze Cloud blockiert werden. Reporter ohne Grenzen hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Regierungen der betroffenen Länder so weit gehen, weil mit der Cloud gleichzeitig Tausende andere Webseiten gesperrt werden würden. «Die wirtschaftlichen und politischen Folgekosten wären enorm.»
Entsperrt wurden zum Beispiel die in China blockierte Seite «Tibet Post International», die vom indischen Dharamsala aus betreut wird. In Russland hat ROG das Nachrichtenportal garni.ru wieder zugänglich gemacht. Das 2000 gegründete Forum hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Drehscheibe des unabhängigen Journalismus in Russland entwickelt. Nach Ausbruch des Unkraine-Konflikts würde es im März 2014 gesperrt.
Die entsperrten Webseiten laufen über das Transferprotokoll https. Im Unterschied zum üblichen http-Protokoll könne der Datenverkehr der User weniger gut überwacht werden, weil der Inhalt nicht mit Stichworterkennung durchsucht werden kann, erklärte ROG.
Die Aktion ist die erste dieser Art von Reporter ohne Grenzen. Bisher stand die Dokumentation im Vordergrund. Zum Welttag gegen Internetzensur am 12. März hatte die Organisation jeweils die «Feinde des Internets» benannt und detailliert beschrieben, welche durch Zensurmassnahmen den Zugang zu freier Information in den betroffenen Ländern einschränken.