Mit dem Anzeigegenerator #NetzPigCock holte #NetzCourage im letzten Herbst den Innovationspreis FemBizSwiss-Award 2021 ab.
Ein halbes Jahr später zieht die einzige NGO der Schweiz gegen digitale Gewalt mit diesem Projekt nun ins Finale des Deutschen Preises für Wirtschaftskommunikation 2022 ein, wie Jolanda Spiess-Hegglin dem Klein Report mitteilt.
Ihr gemeinnütziger Verein «konnte sich nach turbulenten Zeiten wieder stabilisieren und arbeitet an einer breit abgestützten und längerfristigen Finanzierung», heisst es.
Während zwölf Monaten im Sturm der Medienempörung und im Zyklon der Hater, Stalker und Populisten, nachzulesen im «Republik»-Artikel: «Die Zerstörungsmaschine», legte die noch junge NGO #NetzCourage den Fokus und alle verfügbaren Kräfte aufs Navigieren und Durchhalten. Die #NetzAmbulanz, die noch immer einzige Beratungsstelle in der Schweiz bei Digitaler Gewalt, war enorm gefragt im vergangenen Jahr. Der Verein mobilisierte alle verfügbaren Mittel, damit dieses wichtige Grundversorgungsangebot bestehen bleiben konnte.
Das #NetzCourage-Team war wiederum vom Gegenwind nicht wirklich überrascht: «Wer Betroffene von Digitaler Gewalt vor Aggressoren schützt, diese auch rechtlich belangt, gerät meist selbst mitten in den Orkan», so die #NetzCourage-Präsidentin Liliane Ritzi.
So werde die Organisation #NetzCourage selbst immer wieder mit Digitaler Gewalt bekämpft. Obsessive Stalker haben in den vergangenen Monaten persönliche Daten von Mitarbeitenden im Netz herumgereicht und in hoher Kadenz rufschädigende Artikel auf mehreren «anonymen» Verleumdungsblogs aufgeschaltet.
Dies jeweils mit der Aufforderung, #NetzCourage die Unterstützung zu entziehen. #NetzCourage arbeite unprofessionell, war der Tenor dieser Proteste, als Beweis wurde jeweils der von den Stalkern selbstgeschriebene, anonyme Blog verlinkt.
«Die Recherchen und das Anfertigen gerichtsverwertbarer Beweisdokumente und Nachzeichnungen hat uns enorm beansprucht. Woher mein Team diese Energie nahm, war mir zeitweise ein grosses Rätsel», blickt #NetzCourage-Mitgründerin und Geschäftsleiterin Jolanda Spiess-Hegglin zurück.
«Also Helm auf und weiter im Text.» In den letzten Tagen und Wochen sind aufgrund dieser Angriffe auf das Team von #NetzCourage mehrere Zivilklagen und Strafanzeigen verfasst und zum Teil bereits eingereicht worden.
Durch diese Aufarbeitung werden der Verein und ihre Mitarbeitenden weiter die Rechtsprechung im digitalen Raum der Schweiz prägen. «Digitales Stalking und Verleumdungsblogs, das sind jene Themen, zu welchen es noch praktisch keine Urteile gibt. Hier wird #NetzCourage weiter eine Vorreiterinnenrolle einnehmen», fasst Lena Koch, juristische Mitarbeiterin und Leiterin der #NetzAmbulanz, zusammen.
#NetzCourage nutzte das letzte halbe Jahr aber auch, um Strukturen zu festigen. Mit Liliane Ritzi, Unternehmerin, Krisenmanagerin und Präsidentin des Vereins ist es gelungen, die nötige Ruhe in die Organisation zu bringen und den Verein zu «neutralisieren».
Das Team von #NetzCourage wird das Angebot der wichtigen #NetzAmbulanz trotz der unsicheren finanziellen Lage «nicht einstellen», auch deshalb, weil der Verein aktuell den um Digitale Gewalt neu ergänzten Teil der verbindlichen Istanbul-Konvention alleine abdeckt.
Das längerfristige Ziel der NGO ist eine breit abgestützte Finanzierung durch mehrere Partnerinnen und Partner sowie Mitgliederbeiträge. «Die aktuellen 1'600 Mitgliedschaften sind bereits eine stolze Zahl, doch braucht es jetzt nochmals einen Schub und zusätzliche Menschen und Institutionen, welche durch ihre Unterstützung Teil von #NetzCourage werden.»
Das Finale des Deutschen Preises für Wirtschaftskommunikation findet Ende Juni 2022 in Berlin statt. Aktuell klärt #NetzCourage ab, ob sich der Anzeigegenerator #NetzPigCock (www.netzpigcock.ch) mit mässigem Aufwand auch an internationales Recht anpassen lässt.