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Donnerstag
02.05.2024

Medien / Publizistik

Im freundlichen Dauerbeschuss: Markus Somm verrät mehr, als er will…(Bild: Screenshot «Promitipp Drive»)

Im freundlichen Dauerbeschuss: Markus Somm verrät mehr, als er will…(Bild: Screenshot «Promitipp Drive»)

Die schönste Eigenschaft von Markus Somm? Vielleicht seine Leutseligkeit. Seine ärgerlichste Eigenschaft? Vielleicht seine Leutseligkeit. Ein Beispiel dazu liefert die Sendung «Promitipp Drive» von Eugen Baumgartner.

Die beiden sassen vor ein paar Monaten hinten im Fond. Baumgartner war sichtlich stolz, neben Somm zu sitzen. In der Mitte des Interviews offerierte Baumgartner eine Brause vom Sponsor. Zeit für die Gretchenfrage: «Wie viele Abonnenten hast du jetzt im Print-'Nebelspalter'?»

Somm beantwortet solche Fragen eigentlich nie. So auch hier: «Da muss ich jetzt ehrlich sagen, das weiss ich jetzt nicht genau.» Baumgartner, mimt den Naivling: «Also bitte, du bist der Inhaber, der Verleger...»

Und Somm, auch nur Mensch, lässt die Deckung fallen: «Ich weiss es nicht so genau, wir haben etwa 10'000.» Und raus war die Katz. Unglaublich: Einmal nachhaken, und schon enthüllt Somm sein wohl bestgehütetes Geheimnis, nämlich die Abozahlen.

Der Klein Report fragte nochmals nach, beim Verleger Markus Somm und beim Geschäftsführer Christian Keller: Die erstmals verkündete Zahl der Abonnenten ist nämlich nicht die, welche in den aktuellen Mediadaten zu finden ist.

Dort hält der «Nebelspalter» fest, dass man eine verkaufte Auflage von genau 15'568 habe, «notariell beglaubigt». Allerdings: Die Zahl stammt von Juli 2021. Also aus dem Jahr, in dem Somm den «Nebelspalter» übernahm. Nicht nur die Werbekunden hätten eigentlich ein Interesse, die aktuellen Zahlen zu erfahren, die ganze Branche will es wissen. Doch Somm und Keller wollen die gestellten Fragen nicht beantworten.

Die 10'000 bedeuten einen Verlust von über 5000 Abonnenten in der Ära Somm. Der Schwund erinnert an die Kündigungen bei der «Basler Zeitung», als Somm dort das Ruder übernahm.

Und man versteht nun auch den Rausschmiss des Ex-Chefredaktors Ralph Weibel und die maximale Kostenbremse: Die Hälfte des gedruckten «Nebelspalters» besteht seit Herbst 2023 aus alten Online-Texten und Zeichnungen aus dem Archiv.

Als hätte Somm nicht schon genug Offenbarungseid geleistet. Baumgartner fragt und fragt: «Verdienst du mit der Website eigentlich auch schon Geld?» Somm, jetzt gar nicht mehr so leutselig: «Nein, zurzeit verdienen wir kein Geld.»

Nach der kurzen Autofahrt durch Zürich wird klar: Der «Nebelspalter» hat in drei Jahren über 5'000 Abonnenten verloren und nebelspalter.ch bringt (noch) kein Geld ein.

Am Ende will Baumgartner den gerupften Chefredaktor etwas aufmuntern und zwar mit einem Wochenendgutschein für ein Elektroauto: «Für deine Frau oder deine Freundin.» Doch Somm (verheiratet) nimmt den Gutschein nur widerwillig an: «Ich fahre Diesel, mit Überzeugung.»