Mit einem trojanischen Pferd wurden gemäss der griechischen Mythologie Soldaten heimlich hinter die Stadtmauern von Troja gebracht. Die Soldaten waren im Bauch des hölzernen Pferdes versteckt.
Dieser Stosstrupp konnte dann hinter den Mauern Trojas wieder herausklettern, die Stadttore öffnen und das ganze griechische Heer eindringen lassen. Das führte dazu, dass Troja unterging.
Mit einer ähnlichen Taktik arbeitet der «Nebelspalter». Im etwas hölzern gewordenen Kleid einer früher erfolgreichen Satirezeitschrift haben die Medienschaffenden um Chefredaktor Markus Somm mit der Zugkraft des Humors eine Marke wieder zum Leben erweckt. Der Witz ist inzwischen etwas bescheidener geworden. Dafür zeigt man sich gewitzt, wie der geschichtsträchtige Titel heute noch einmal wirkungsvoll neu interpretiert werden kann.
«Der ‚Nebelspalter‘ will den Nebel spalten, in den uns Politiker, Beamten, Pressesprecher, Manager und leider auch manche Journalisten und Wissenschaftler hüllen. Wir suchen nach der Wahrheit», heisst es auf der Webseite des Magazins.
Und diesem Vorsatz ist der «Nebelspalter» am 30. April wieder einmal vorbildlich nachgekommen. Gespalten hat man in diesem Fall sogar Cumuluswolken, denn es geht um fehlende Flugzeuge am Himmel, die einfach nicht hinter diesen Wolken zum Vorschein kommen wolllen.
Unter dem Titel «Swiss streicht 10 Prozent der Flüge» hat Redaktor Philipp Gut nämlich enthüllt, dass die Airline «viel mehr Flüge streichen» muss als bisher zugegeben. Und sie kauft Ferienguthaben ihrer Mitarbeiter für teures Geld zurück.
Zu lesen ist in der Anklageschrift, dass vor Wochenfrist bekannt wurde, dass die Swiss im Sommer Hunderte von Flügen streicht – wegen Personalmangels. Es handle sich um eine Reduktion im «tiefen einstelligen Prozentbereich», liess sich eine Swiss-Sprecherin zitieren.
Doch nun enthüllt der «Nebenspalter» interne Dokumente der Swiss, die zeigen, dass offenbar noch viel mehr Flüge gestrichen werden als bisher kommuniziert. Die Swiss schreibt in der Meldung, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht war («For internal use only»): «Um die Personalsituation zu entlasten und den Flugplan zu stabilisieren, wurden im Sommerflugplan primär auf der Langstrecke Frequenzen und Flüge im Gesamtumfang von rund 10 Prozent der Produktion reduziert.
Der Klein Report meint dazu: Schwurbeln, täuschen, verzögern bei der Kommunikation der Swiss also, ähnlich wie bei Verlagshäusern.
Im «Nebenspalter» lernt man dazu noch, dass die Cabin Crew Members für 10 Ferien-Rückkaufstage 3'000 Franken erhalten. Das geht ins Geld, nachdem die Airline vor noch nicht einmal einem Jahr den Abbau von 780 Stellen eingeleitet hat.
Und bei diesen Zahlen kommt der «Nebelspalter» auch wieder auf seine historische Kompetenz zurück. Mehr Realsatire, als in dieser Personalpolitik der Swiss beschrieben ist, kann in einem Artikel darüber nur schwer versteckt werden, um noch einmal den Gaul von Troja zu bemühen.
Und dass es der «Nebelspalter» ehrlich mit seiner Nebelspaltung meint, zeigt, wie der Verlag diese Medienmitteilung über seine kommende Enthüllungsstory an Interessierte mitgeteilt hat.
Transparent, wie es sich für ein Organ dieses Namens gehört, wurde die Medienmitteilung von Philipp Gut so offen verschickt, dass man als Empfänger sämtliche Adressaten der weit über hundert Medienschaffenden auf diversen Redaktionen im Mail mitlesen konnte.