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Freitag
29.09.2023

Medien / Publizistik

Der neue «Nebelspalter» mit alten Texten... (Bild © Nebelspalter)

Der neue «Nebelspalter» mit alten Texten... (Bild © Nebelspalter)

Es ist wahrscheinlich der erste Zeichnungswettbewerb, wo man wirklich nichts gewinnen kann. «Gesucht sind Karikaturen von Albert Rösti», schreibt der «Nebelspalter» in seiner ersten Ausgabe nach dem Rausschmiss des Chefredaktors Ralph Weibel

«Ihr Bild senden Sie an lustig@nebelspalter.ch». Die lustigsten Zeichnungen werden im nächsten Heft abgedruckt.

Seit dem Abgang Weibels haben sich viele Zeichner solidarisch gezeigt und ihre Mitarbeit bei der ältesten Satirezeitschrift der Welt per sofort gekündigt. Markus Somm, Verleger und Chefredaktor von nebelspalter.ch, ist darum tief in den Keller gegangen. Für die Oktober-Ausgabe verwendete er viele Archiv-Illustrationen, zum Teil über 80 Jahre alte.

Die Mehrheit der satirischen Texte stammt neu von der Redaktion von nebelspalter.ch. Die Texte haben einen langen Bart. Ein Text von Alex Reichmuth ist fast drei Wochen alt, er erschien bereits online. 

Fast so alt ist ein Text von Markus Somm über die Bundesverfassung. Mit Satire hat der Artikel wenig zu tun. Erheiternd ist lediglich der Einstieg: «Heute vor 175 Jahren, am 12. September 1848 (...)». Man ahnt es: Auch dieser Text erschien bereits online, und zwar am 12. September 2023.

Markus Somm, der dringend um neue Abonnenten buhlt, verteidigt in der Ausgabe Bundesrat Ignazio Cassis, der kürzlich sagte: «Ich lese keine Zeitungen mehr.» Somm: «Cassis hat recht – auf der ganzen Linie.»

Auch im dritten Text von Markus Somm kommt nicht richtig Stimmung auf. Der Historiker fand heraus, dass Lebensmittel im Zweiten Weltkrieg teurer wurden. Beispiel Siedfleisch: 1 Kilogramm kostete im August 1939 Fr. 2.85. Im Juni 1941 plötzlich Fr. 3.70. «Gott sei Dank», so Somm, «war der Milchpreis von 1939 bis 1941 kaum gestiegen, von 33 auf 36 Rappen pro Liter.» 

Vielleicht wird die nächste Ausgabe etwas lustiger, wenn ganz viele Albert-Rösti-Zeichnungen abgedruckt werden. Übrigens: Wer nicht so gut im Zeichnen ist, hat doch noch eine Chance, etwas gratis einzusenden: «Haben Sie ein besonders lustiges Foto oder Meme auf Ihrem Handy? Schicken Sie es uns an lustig@nebelspalter.ch.»