Content:

Montag
18.07.2016

TV / Radio

Natascha Maria Kampusch wurde nach ihrer Flucht aus einem langjährigen Freiheitsentzug am 23. August 2006 über Nacht berühmt. 1998 war die damals zehnjährige Österreicherin von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil in Wien entführt worden und mehr als acht Jahre lang in seinem Haus östlich von Wien, gefangen gehalten.  

Nach der Flucht von Kampusch wurde Priklopil in der Nähe seines Hauses tot auf einem Bahngleis gefunden. Ob er Selbstmord begannen hat, wurde bis anhin nicht geklärt. Er liegt auf einem Friedhof der Stadt Wien. Der genaue Ort wird geheim gehalten.

Zurück zu Kampusch: Sie moderierte 2008 eine eigene Talkshow und veröffentlichte 2010 eine Autobiographie unter dem Namen «3096 Tage», die sie zusammen mit Heike Gronemeier und Corinna Milborn verfasst hatte. Das Buch belegte Platz 1 der Bestsellerliste und wurde 2013 auch verfilmt. Das Drehbuch schrieb der verstorbene Filmproduzent Bernd Eichinger.

Seit die 10jährige Natascha 1998 auf dem Schulweg entführt worden ist, hat der österreichische Journalist und Moderator Christoph Feuerstein immer wieder über den Fall berichtet und 2006 das erste Fernsehinterview nach ihrer Flucht geführt.

Und jetzt zehn Jahre nach der Flucht, stellt sich Kampusch erneut den Fragen von Feuerstein. Sie besucht mit ihm unter anderem das Haus von Priklopil. Das Haus wurde ihr als Entschädigung für das Erlittene zugesprochen, doch es ist mehr Fluch als Segen.

Kampusch geht im Interview mit Feuerstein nochmals auf die schreckliche Zeit mit ihrem Peiniger ein. Er hat sich mit der Entführung eines Kindes seine eigene Welt erschaffen wollen. «Er hat Adolf Hitler bewundert und wollte, dass es mir so geht wie den Nazi-Opfern. Er hat mir wenig zu essen gegeben, wenig Kleidung, hat mich gedemütigt, schwere Arbeiten verrichten lassen und mir eine Glatze geschoren», erzählt Natascha Kampusch im Thema Spezial Interview, dass der ORF 2 am 18. Juli um 21.05 Uhr zeigt.  

Natascha Kampusch lechzte nach ihrer Flucht verständlicherweise nach Freiheit und Selbstbestimmung. Dass das Leben mit einer solchen Hypothek aber alles andere als einfach werden würde, hat Kampusch schnell realisiert. «So richtig frei war ich in den vergangenen zehn Jahren nur in wenigen Momenten. Es war auch ein Gefängnis, in das ich zurückgekehrt bin. Ein Gefängnis der Urteile und Verurteilungen».

Wie schon in der Gefangenschaft, lässt sich Natascha Kampusch nicht unterkriegen und geht ihren Weg. Sie will die Matura nachholen, nimmt Gesangsunterricht und Reitstunden. «Jetzt beginnt erst die Phase, wo ich wirklich versuche, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und mich zu entfalten», sagt die 28-Jährige.

Christoph Feurstein zeigt Natascha Kampusch auf ihrem Weg in ein normales Leben. Er hat sie mit ihrer Familie, mit Freunden und Wegbegleitern getroffen und ist mit ihr an den Ort ihrer Gefangenschaft zurückgekehrt – auch in das Haus von Wolfgang Priklopil.