In der Stadt Zürich hat sich unter dem Namen «NachtStadtrat» eine Gruppierung formiert, die sich selber als Zürcher Schattenregierung bezeichnet.
Sie stört sich daran, dass in der Öffentlichkeit viel zu selten «die soziale, kulturelle und ökonomische Relevanz des Zürcher Nachtlebens thematisiert» wird. «Die Stadt Zürich braucht einen `NachtStadtrat`, weil, wie zum Beispiel die aktuelle Diskussion um die Langstrasse zeigt, das Nachtleben oft mit einem negativen Image zu kämpfen hat. Dabei ist die Stadt Zürich ohne attraktives Nachtleben schlicht nicht vorstellbar», erklärt Philipp Meier dem Klein Report das Vorhaben.
Die Gruppierung versteht sich als selbstkonstituiertes Gremium aus Exponentinnen und Exponenten des Zürcher Nachtlebens und setzt sich ausschliesslich aus ehrenamtlich tätigen Mitgliedern zusammen. Philipp Meier beispielsweise ist für die Kommunikation zuständig. «Es gibt kein Budget und aktuell machen alle alles im unbezahlten Nebenamt», so Meier. «Im Moment gibt es die Webseite. Social Media mit Facebook und Twitter werden bald folgen.»
Der «NachtStadtrat» ist überzeugt: Zürich hätte nie dieselbe regionale und globale Ausstrahlung, wenn sie nur eine Schlafstadt wäre, in der um 24 Uhr die Trottoire hochgeklappt würden.
«Der `NachtStadtrat` berät alle möglichen Facetten des Zürcher Nachtlebens und folgt keiner vorgegebenen Agenda. Traktandiert werden aktuelle mediale, politische und gesellschaftliche Brennpunkte des Nachtlebens, aber auch Hinter- und Untergründiges.»
Der «NachtStadtrat» Zürich hat bereits eine Prioritätenliste aufgestellt: Besonders wichtig ist ihm, in der Langstrassen-Lärmdiskussion die Anliegen der Partygängerinnen und -gänger einzubringen. Selbst im aktuellen Hitzesommer erachtet er den Einbau von Lärmschutzfenstern als bestes Instrument gegen nächtlichen Lärm. «Für uns ist es nun wichtig, in die diversen bereits bestehenden Diskussionen einzusteigen (Roundtable Nightlife, Projekt Nachtleben, Roundtable Langstrasse et cetera) und wir möchten unbedingt auch die unterschiedlichsten Player und Figuren des Zürcher Nachtlebens an unsere Sitzungen, die im Zweiwochen-Rhythmus stattfinden, einladen, um herauszufinden, wo der Schuh drückt, was gut läuft und wo wir aktiv werden sollten», sagt Meier gegenüber dem Klein Report.
Die informelle Arbeit hinter den Kulissen der (medialen) Öffentlichkeit werde demnach mindestens genau so wichtig sein, wenn nicht sogar wichtiger, ist Meier überzugt.
Zudem will die Gruppierung einen Wikipedia-Eintrag zur Geschichte der Zürcher Clubkultur schreiben, eine (interaktive) Karte über nächtliche Lärmquellen erstellen und sich international vernetzen.
Denn auch wenn Zürich schweizweit die erste Gemeinde mit einer solchen Gruppierung ist, ist das Nachtbürgermeister-Konzept nicht ganz unbekannt. Es gibt ähnliche Gruppierungen in diversen niederländischen Städten sowie in Paris. Der «NachtStadtrat» Zürich strebt deshalb den Austausch mit Nachtbürgermeistern aus anderen europäischen Städten an.