Robert C. Baier hat die Media-Branche geprägt. Kollegen aus der Branche erinnern sich für den Klein Report an den Pionier, der vor wenigen Wochen gestorben ist. Ein Nachruf zum Tod der Koryphäe der Media-Branche.
Wolfgang Mecklenburg, Unternehmer und Media-Agenturen-Besitzer (u.a. m&m Media Agentur AG):
Schade, sehr schade, dass Du so leise von uns gegangen bist, denn gerade heute bräuchten wir einen so glühenden, aufrichtigen Verteidiger unserer Branche. Solange wir uns kannten - das waren nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte -, «kämpften» wir auf der gleichen Seite oder auch einmal gegeneinander.
Mit Dir war es immer eine Erfrischung und ein Erlebnis. Manche Worte, manche Sätze, manche Definitionen gingen wie selbstverständlich in den heutigen Wortschatz der Media-Agenturen-Szene ein. Ich selber verwende noch manches mit Stolz aus der damaligen Zeit.
Lieber Robi, Du hast als Urgestein dieses Marktsegment begründet, das heute weltumspannend und schon fast eine Selbstverständlichkeit ist. Wir alle, die heute darin tätig sind, haben Dir viel zu danken – nur haben es viele vergessen, leider auch auf der Seite der Media-Anbieter.
Mach es gut, lieber Robi, und ich hoffe, Dich auf der anderen Seite wieder zu sehen. Manche unserer IGMA-Gruppe sind schon da und andere werden in den nächsten Jahren noch folgen. Dann können wir viele Geschichten, Episoden wieder aufwärmen und sehen, was aus unserer Idee geworden ist.
Luigi Baretella, Managing und Media Director m&m Media Agentur AG:
Als junger Mann und Einsteiger im Anzeigenverkauf für die Schweiz-Supplements von G+J («Brigitte», «Schöner Wohnen», «GEO») besuchte ich zu Beginn der 80er-Jahre Robert C. Baier erstmals in den Agenturräumen im Zürcher Seefeld-Quartier. In Branchenkreisen galt der Mann als «anspruchsvoll» und «extrem kritisch». So sagte er jeweils unverblümt, wenn in Akquisegesprächen aus seiner Optik mit Nichtigkeiten Zeit vertrödelt wurde, dass er im Wiederholungsfalle dem Verlag eine Rechnung stellen würde ...
Da ich gut vorbereitet ins Gespräch ging, stiess ich mit meinem planerischen Input bei ihm auf positive Resonanz. Beim Hinausgehen sprach ich ihn zu seinen grossen und wunderschönen Kakteen in seinen Büros an - der «Basler in Zürich» entpuppte sich als interessierter Botaniker.
Während meiner Ringier-Zeit war ich Wemf-VR-Präsident. Ich erinnere mich an eine weitere Begegnung mit ihm in den frühen 90ern. Wir waren damals gemeinsam in der Wemf-Forschungskommission - es ging um einen weiteren Milestone im Zusammenhang mit der KMS (heute Mach Consumer) und eine Apérofeier in den Büros des Ringier-Forschungsleiters Dr. Pirmin Schallberger war angesagt.
Robert C. Baier nahm beherzt die erste Champagnerflasche zur Hand und wollte diese unbedingt nach Art der Kosaken köpfen. Anstelle eines Säbels sollte ihm eine gerade daliegende übergrosse Schere dienen. Dabei schnitt er sich ziemlich tief in die Daumen-/Zeigefingerbeuge. Ich leistete Erste Hilfe mit einem professionellen Druckverband, sodass der Anlass mit Beteiligung aller fortgeführt werden konnte.
Gleich nach der Jahrtausendwende war sein Einfluss in der Media-Agenturszene am Schwinden - trotzdem hatte er offenbar einen grossen Textilindustriekunden im Portfolio, für den er eine Ausarbeitung für eine internationale Fachmediaplanung wünschte, mit der ich ihm in meiner Funktion bei der Exportwerbung dienlich sein konnte. Auch wenn Robert C. Baier nun in kleineren Räumen und Töpfen kochen musste, sein Engagement und seine Verve hatten sich nicht verändert.
Wir waren über die ganze Zeit über beim respektvollen «Sie» geblieben. Erst in neuerer Zeit und erst jetzt, wo wir durch meinen Wechsel als Geschäftsführer bei m&m media agentur doch «Konkurrenten» geworden sind – anlässlich einer Fachveranstaltung im 1. Quartal 2013 – kam es dann zum vertraulicheren «Du» zwischen uns beiden.
Lieber Röbi, Du bleibst mir in guter Erinnerung als kantiger, eklig präzise fragender und suchender Mediaprofi, der immer das Optimum für seine Planungen realisieren wollte und sicherlich auch erreicht hat. Aber auch, weil Du Deine «Basler Keckheit» im Business-Züri nie abgelegt hast.
Irgendwie warst Du ein Paradiesvogel - der nun den «Pfau gemacht hat» (den Passus verübelst Du mir nicht, gell? War ja immer auch Dein Genre der Rede...). Ich hatte Dir früher mal empfohlen, eine Biografie zu erstellen. Du bist als Pionier der Media-Agenturen-Szene voller Geschichten und Anekdoten. Ich bedaure, wenn Du diese doch alle für Dich behalten hast. RIP
Bruno Oetterli, Unternehmer in der Radiovermarktung (Radiotele), Swiss Radioworld AG, a-Tension:
Robert C. Baier war der Erste, der mich zu Radioteles Anfangszeiten in Sachen Media-Mix aufklärte. Er war kein einfacher Kunde, aber bei ihm wusste man, woran man war. Später wandelte sich unser Verhältnis vom Kunden zum Branchenkollegen, dem man gerne zuhörte, wenn er sich wieder einmal in seinem Basel-Diitsch und emotionsvoll zur Branche äusserte. Röbi, Deine Emotionen und Dein Humor werden mir fehlen!
Er hat es eigentlich nicht verdient, still und unbemerkt die Szene verlassen zu haben!