Nach dem geräuschvollen Abgang von Patricia Schlesinger als Intendantin des RBB versuchte der Rundfunk Berlin-Brandenburg mit Katrin Vernau die Lage zu beruhigen.
Die vom WDR abgestellte Interims-Intendantin hat innerhalb einiger Monate eine Bestandsaufnahme gemacht und ein riesiges Sparziel von 49 Millionen Euro erklärt. Es herrschte deshalb kein Gedränge bei den Kandidierenden, als das Bewerbungsverfahren für eine definitive Lösung lanciert wurde.
Nicht mal eine Handvoll Personen waren zuletzt im Gespräch für eine zukünftig saubere RBB-Intendanz. Darunter auch die jetzt gewählte Ulrike Demmer.
Am Freitag sollte die Wahl stattfinden. Noch am Dienstag hatte Juliane Leopold, aktuell Chefredaktorin Digitales bei ARD aktuell, ihre Bewerbung zurückgezogen. Jan Weyrauch, der derzeitige Programmdirektor von Radio Bremen, gab am Donnerstagabend bekannt, dass er nicht mehr zur Verfügung stehe. Hintergrund war ein Geplänkel über sein zukünftig mögliches Gehalt. Dabei geht es um einen Plan im Verwaltungsrat, das Gehalt des Intendanten auch angesichts der massiven Finanzmisere des RBB auf maximal 230’000 Euro zu begrenzen. Die verbannte Schlesinger bekam mit Zulagen noch deutlich über 300’000. Katrin Vernau rund 295’000.
Diese hat ebenfalls auf eine definitive Wahl verzichtet. In den Medien wird gemunkelt, Vernau habe falsch taktiert. Sie stünde «zur Verfügung» liess die Interims-Frau ausrichten. Sie hat aber zu lange auf eine Anfrage gewartet. Als diese kam, war die Bewerbungsfrist bereits abgelaufen.
Noch kurz vor der Wahl hatte der Personalrat gefordert, das Bewerbungsverfahren neu aufzusetzen. Dem wurde aber nicht stattgegeben.
Der «Tagesspiegel» berichtet von einem «chaotischen Wahlverlauf», denn auch die einzige verbliebene Mitbewerberin, die ehemalige Vodafone-Managerin Heide Baumann, hatte nach dem zweiten Wahlgang ihren Rückzug erklärt.
So wurde am Freitag Ulrike Demmer vom 30-köpfigen Rundfunkrat RBB im vierten Wahlgang ohne Gegenkandidaten mit 16 von 24 abgegebenen Stimmen für fünf Jahre zur Intendantin des RBB gewählt.
Die 50-jährige Ulrike Demmer kommt aus dem Journalismus. Sie arbeitete unter anderem für den «Spiegel» und war von 2016 bis 2021 stellvertretende Pressesprecherin der Bundesregierung.
Ein solcher Wechsel aus einem Regierungsjob, selbst wenn er wie in Demmers Fall etwas zurückliegt, heizt natürlich wieder neue Diskussionen an. Sofort nach der Wahl erklärte Demmer, sie habe nie ein Parteibuch gehabt. Für ihren Regierungsjob war sie aber damals von der SPD nominiert worden. Sie ist nicht die einzige mit einem politischen Background. Der aktuelle ARD-Vorsitzende Kai Gniffke ist ein echtes SPD-Mitglied und der langjährige BR-Intendant Ulrich Wilhelm war vorher Regierungssprecher von Angela Merkel und CSU-Mitglied.
«Die reine Lehre sieht anders aus», kommentiert deshalb die «Welt» rund um den Wunsch der Vereinbarkeit solcher Amtstragenden mit der politischen Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.