Kaum ist bekannt, dass mit der Spähsoftware Pegasus Medienschaffende und Aktivisten überwacht wurden, fordert die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) einen sofortigen Stopp des Handels mit digitalen Überwachungstechnologien.
Zu den potenziellen Zielen staatlicher Überwachung gehört unter anderem die aserbaidschanische Journalistin Sevinc Vaqifqizi Abbasova, die derzeit RSF-Stipendiatin in Berlin ist, schrieb die Journalistenorganisation am Montag empört.
«Die Enthüllungen des Pegasus-Projekts müssen ein Weckruf sein: Die internationale Staatengemeinschaft muss dem globalen Handel mit Überwachungstechnologie jetzt einen Riegel vorschieben», verlangte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr.
Seit Jahren würden Vorschläge für verbindliche Exportregeln auf dem Tisch liegen, die «endlich umgesetzt werden müssen», so Mihr weiter.
RSF reagiert damit auf die Enthüllungen eines internationalen Journalistenkonsortiums, die zeigen, dass Geheimdienste und Sicherheitsbehörden von mehreren Ländern die Software Pegasus möglicherweise für die Überwachung von Journalisten, Aktivistinnen und Oppositionellen missbraucht haben.
Mehr als 180 Journalistinnen und Journalisten aus 20 Ländern befinden sich unter den Personen, die im Zuge der Recherche als mögliche Ziele von digitalen Angriffen identifiziert wurden.
Auf der geleakten Liste stehen gemäss RSF auch die Chefredaktorin der «Financial Times», Roula Khalaf, und Mitarbeitende von «Wall Street Journal», CNN, «New York Times», Al Jazeera, France 24, «Le Monde», «El País», Associated Press, Agence France-Presse oder Reuters.
«Besonders schwer wiegt die Enthüllung, dass mit der ungarischen Regierung auch ein EU-Mitgliedstaat lokale Medienschaffende überwacht haben soll», so RSF zu den Berichten.
Hinter der Überwachungssoftware Pegasus, die ursprünglich für die Bekämpfung von Terrorismus entwickelt wurde, steckt die israelische Cyberfirma NSO Group, die nach eigenen Angaben nur staatliche Behörden beliefert.
Die Recherchen veröffentlicht haben «Die Zeit», die «Süddeutsche Zeitung», NDR, WDR und 15 weitere Redaktionen aus zehn Ländern.